Trockenheit in Frankreich Macrons Plan gegen den Wassermangel
Angesichts trockener Sommer und regenarmer Winter wird Wasser in Frankreich immer knapper. Staatschef Macron setzt mit seinem Wasserplan auf massive Einsparungen. Besonders die Landwirtschaft ist gefordert.
Die Zahlen, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron präsentierte, sind ebenso nüchtern wie deutlich. "Infolge des Klimawandels werden uns bis 2050 insgesamt 30 bis 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung stehen", erklärte der Staatschef, als er seinen Wasserplan am größten Süßwasser-Reservoir Westeuropas vorstellte - dem Lac de Serre-Ponçon in Südfrankreich.
Schon jetzt ist die Lage mehr als angespannt. Laut dem Nationalen Forschungsbüro für Geologie und Bergbau lagen 80 Prozent der Grundwasservorkommen in Frankreich im Februar unter dem Normalwert. Sie konnten sich vom extrem trockenen Sommer des vergangenen Jahres nicht erholen, weil es im Herbst und Winter zu wenig geregnet hatte.
Sektoren sollen Sparpläne ausarbeiten
Erstmal gehe es darum, sich auf den kommenden Sommer vorzubereiten, sagte der Präsident. "Ähnlich wie wir es letztes Jahr in Sachen Energiesparen gemacht haben, werden wir wichtige Sektoren auffordern, bis zum Sommer Wasser-Sparpläne auszuarbeiten."
Dazu würden sich die zuständigen Minister in den kommenden Tagen mit Vertretern verschiedener Sektoren treffen. "Energie, Industrie, Tourismus, Landwirtschaft. Es funktioniert gut, wenn alle Verantwortung übernehmen und man die Anstrengungen verteilt", so Macron.
Staat stellt 100 Millionen Euro Hilfe in Aussicht
Darüber hinaus gab Macron ein langfristiges Ziel aus: Bis 2030 sollen zehn Prozent des Wasserverbrauchs eingespart werden. Neben dem Energiesektor und der Industrie spielt dabei die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Denn knapp 60 Prozent des Wasserverbrauchs in Frankreich gehen auf diesen Wirtschaftszweig zurück.
Hier sei die Herausforderung aber eine andere, betonte Macron. "Unsere Souveränität bei der Lebensmittelversorgung ist nicht verhandelbar. Und wir haben hier ein einfaches Prinzip: Wir werden in Zukunft mehr bewässern müssen - aber mit der gleichen Menge an Wasser, die uns heute dafür zur Verfügung steht."
Frankreich brauche Innovationen und eine bessere Organisation. Außerdem müssten die Landwirte unterstützt werden, wenn sie wasserschonend arbeiten sollen. Deshalb werde der Staat 100 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr zur Verfügung stellen, um solche Techniken zu fördern.
"Ein wirklich grundlegender Wandel"
Gerade in der Landwirtschaft sei darüber hinaus ein grundlegender Kulturwandel nötig, findet Gonérie Le Cozannet. Er ist Geograf und hat am letzten Bericht des Weltklima-Rates mitgeschrieben.
Eine erste Möglichkeit sei es, weniger Fleisch zu essen. Die Produktion brauche viel Wasser, was Stress für die Böden bedeuten würde, sagt er. Zudem müsse eine umweltverträglichere Landwirtschaft geschaffen werden. "Zum Beispiel indem man die Nitrat- und Pestizidbelastung reduziert. Denn wir müssen uns auch um die Wasserqualität kümmern."
Der Geograf fordert, dass die Böden wieder durchlässiger werden; das Wasser durchkommt und die Grundwasser-Reservoirs erreicht. Dies könnte durch weniger Eingriffe in die natürlichen Landschaften erreicht werden. "Es geht also um einen wirklich grundlegenden Wandel."
Preissystem soll Verbraucher motivieren
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, Abwasser besser zu nutzen. Bislang wird in Frankreich nur rund ein Prozent des aufbereiteten Abwassers wiederverwendet. Bis 2030 soll dieser Anteil laut Macron auf zehn Prozent steigen. Ein letzter - sehr greifbarer - Punkt des Wasserplans ist ein Preissystem, das private Verbraucher zum Sparen motivieren soll.
"Wir brauchen ein abgestuftes Preissystem, das an die Verantwortung appelliert. Die ersten Kubikmeter werden für alle weiterhin günstig sein; also die Menge, die wir zum Trinken und Waschen sowie für den täglichen Gebrauch im Haushalt brauchen", erklärte der Staatschef. Wer mehr verbrauche, müsse dafür auch mehr bezahlen. "Das erscheint mir normal für einen Verbrauch, der nur dem Komfort dient - und es soll ein Anreiz sein, um Wasser zu sparen."
Komitee soll über Umsetzung wachen
Insgesamt umfasst der Wasserplan rund 50 kleinere und größere Maßnahmen, die den Verbrauch drücken oder zumindest die Nutzung effizienter machen sollen. Ab September soll im Rahmen des "Nationalen Wasser-Komitees" - ein Beratungsgremium, das im Umweltministerium angesiedelt ist - mindestens zweimal pro Jahr darüber berichtet werden, wie es bei der Umsetzung der Maßnahmen steht.