Olympische Spiele Hijab-Verbot für Frankreichs Sportlerinnen
Wer Frankreich repräsentiert, darf in dieser Rolle keine religiösen Bekenntnisse äußern. Das gilt auch im Spitzensport - jedenfalls für muslimische Athletinnen. Kritiker sagen: Hier gelte zweierlei Maß.
Diaba Konatés Augen funkeln, wenn sie von Basketball spricht. "Das sind fast zwei Drittel meines Lebens! Ich bin damit großgeworden; bin die Einzige in meiner Familie, die Leistungssport macht. Es ist wirklich mein Leben; ich mag das Gefühl, das mir der Sport gibt", sagt sie.
Die 24-Jährige hat länger in den USA gespielt dank eines Sportstipendiums. Erst dort hat sie angefangen, den Hijab zu tragen. In Amerika ist das kein Problem - anders als in Frankreich. Mitbekommen habe sie das eher zufällig, sagt Konaté - als sie während eines Heimatbesuchs nicht zu einem Match antreten durfte.
"Ein paar Stunden vor dem Start hieß es: 'Diaba, du kannst nicht spielen - wegen deines Kopftuchs.' Ich hab das nicht verstanden, immerhin hatte ich ja schon in Junioren-Auswahlteams gespielt. Ich dachte alle kennen mich und würden mich schon spielen lassen", beschreibt sie ihre Verwunderung. "Ich kann immer noch nicht richtig in Worte fassen, was ich in dem Moment gefühlt hab. Aber es war heftig."
"Wer Nationaltrikot trägt, repräsentiert Frankreich"
Auch für die Olympischen Spiele gilt ein Hijab-Verbot bei Wettkämpfen - aber nur für die französischen Athletinnen. David Lappartient ist der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees in Frankreich. Er hat die Entscheidung im Sender France Info verteidigt.
Die Olympische Charta erlaube es den Athletinnen zwar, ein Kopftuch zu tragen, sagt Lappartient - "aber in Frankreich haben wir die Regeln der Laizität".
Die französische Delegation übernehme in diesem Zusammenhang eine Funktion des öffentlichen Dienstes und sei ebenfalls zur religiösen Neutralität verpflichtet - ähnlich wie Polizeibeamte oder Lehrkräfte. "Wer das Nationaltrikot trägt, repräsentiert Frankreich. Und der Staatsrat hat entschieden, dass die Laizität respektiert werden muss."
"Aus meiner Sicht zweierlei Maß"
David Lappartient bezieht sich auf eine Entscheidung, die das höchste französische Verwaltungsgericht letzten Sommer gefällt hatte - die aber unter Experten umstritten ist.
Denn über manche religiöse Positionierungen wird überhaupt nicht diskutiert - zum Beispiel von Fußballprofi Olivier Giroud. Giroud hat einen Bibelvers auf den Unterarm tätowiert, der bei Spielen deutlich sichtbar ist.
Der Fußballer Olivier Giroud trägt ein auffälliges Bibelvers Tattoo, das auch bei Spielen zu sehen ist.
Die Soziologin Haïfa Tlili arbeitet eng mit Spielerinnen zusammen, die vom Hijab-Verbot betroffenen sind. Sie sieht eine klare Ungleichbehandlung der Hijab-Trägerinnen, die in der Gesellschaft sichtbarer geworden sind und auch im Profisport Erfolg haben: "Aus meiner Sicht misst man mit zweierlei Maß, und das ist ziemlich fragwürdig."
Vereinfacht gesagt bedeutet Laizität: Wer Frankreich und den französischen Staat repräsentiert, darf in dieser Rolle keine religiösen Überzeugungen äußern. Aus Sicht von Experten können auch Sportlerinnen und Sportler als solche Repräsentanten betrachtet werden, sobald sie das Nationaltrikot tragen.
Hijab-Verbot auch bei Verbandsspielen
Die Debatte betrifft aber nicht allein das Kopftuch-Verbot bei den Olympischen Spielen, betont Johanna Wagman, die bei der Menschenrechts-Organisation Amnesty International zuständig für Fragen religiöser Diskriminierung ist:
"Unsere Position kritisiert die Regelung bei den Olympischen Spielen - aber sie richtet sich auch allgemein an die französischen Sportverbände. Denn einige davon verbieten den Hijab generell bei Wettkämpfen. Viele Sportlerinnen sind also auch von Verbandsspielen ausgeschlossen, wenn sie ein Kopftuch tragen."
So verbietet der französische Basketball-Verband offiziell seit 2022 Hijabs bei allen Wettkämpfen. Athletin Diaba Konaté weiß deshalb nicht, ob sie in Frankreich bleibt - obwohl sie gern hier spielen würde.
Die Olympischen Spiele wird sie trotz allem verfolgen. Sie kenne ein paar Basketballerinnen im Olympiateam, die sie unterstützen möchte. Aber ohne das Hijab-Verbot wäre es ein schöneres Ereignis, sagt Konaté.