Präsidentschaftswahl in Frankreich Geringere Wahlbeteiligung deutet sich an
Runde eins der Präsidentschaftswahl in Frankreich läuft: Amtsinhaber Macron und seine Hauptkonkurrentin Le Pen gaben ihre Stimme ab. Bis 17 Uhr fiel die Wahlbeteiligung etwas niedriger aus als zum gleichen Zeitpunkt 2017.
In Frankreich läuft die erste Runde der Präsidentschaftswahl: Amtsinhaber Emmanuel Macron will sich für eine zweite Amtszeit behaupten. Als stärkste Herausforderin des liberalen Pro-Europäers gilt die rechte Nationalistin Marine Le Pen. In Umfragen rückte die Politikerin vom rechten Rassemblement National Macron zuletzt immer näher. Es gilt als wahrscheinlich, dass beide bei der Abstimmung am Sonntag auf den vordersten Rängen landen und in die Stichwahl am 24. April einziehen.
Nach den letzten Umfragen konnte Macron auf 25 bis 28 Prozent der Stimmen hoffen, Le Pen auf 22 bis 24 Prozent. Der Wahlkampf fokussierte seit Wochen vor allem auf die Kaufkraft der Franzosen und Konzepte gegen steigende Preise.
Wahlbeteiligung zunächst leicht gesunken
Bis 17 Uhr wählten knapp zwei Drittel der registrierten Wahlberechtigten. Mit 65 Prozent fiel die Wahlbeteiligung damit zunächst etwas niedriger aus als mit 69,42 zum gleichen Zeitpunkt des ersten Wahlgangs 2017. 2007 hatten bis 17 Uhr sogar knapp drei Viertel der registrierten Wählerinnen und Wähler abgestimmt (73,63 Prozent). Bei der historisch niedrigen Wahlbeteiligung im Jahr 2002 lag der Wert am Nachmittag nur bei 58,45 Prozent.
Macron, Le Pen und die anderen zehn Kandidatinnen und Kandidaten hatten bis mittags ihre Stimme abgegeben. Macron wählte gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte im nordfranzösischen Badeort Le Touquet-Paris-Plage. Zahlreiche Unterstützer begrüßten Macron vor Ort im Wahllokal. Le Pen wählte im nordostfranzösischen Hénin-Beaumont bei Lille.
Der Linke Jean-Luc Mélenchon, den letzte Umfragen mit 18 Prozent auf Platz drei sahen, wählte in Marseille. Die Konservative Valérie Pécresse, der mit etwa neun Prozent kaum Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl ausgerechnet werden, stimmte in der Nähe von Paris ab.
Auch Mélenchon möchte es in die Endabstimmung schaffen. Mit sozialpolitischen Forderungen gewann er angesichts der spürbaren wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs für die französische Bevölkerung an Wählergunst.
Viele Wähler unentschlossen
Befürchtet wurde insgesamt eine niedrige Wahlbeteiligung. Umfragen gingen zuletzt davon aus, dass bis zu 30 Prozent der Wahl fernbleiben könnten. Drei von zehn Franzosen wussten kurz vor der Wahl noch nicht, für wen sie stimmen werden. Auch die Bindung an eine Partei hat nachgelassen, es gibt weniger Stammwähler als früher.
Wahllokale schließen um 20 Uhr
Wegen der Zeitverschiebung wurde in einigen französischen Überseegebieten, etwa in der Karibik, bereits am Samstag abgestimmt. Im Rest Frankreichs schließen die Wahllokale spätestens am Sonntag um 20 Uhr. Dann werden auch erste Hochrechnungen erwartet. Der Sieger oder die Siegerin aus der ersten Runde der Wahl wird in einer Stichwahl am 24. April bestimmt.
Spannung und Sorge in Brüssel und Berlin
Auch in Brüssel und Berlin blickt man mit Spannung und Sorge auf die Wahl. Ein Sieg der Rechtspopulistin Le Pen wäre ein Schock. Frankreich ist politisch und wirtschaftlich einer der wichtigsten Partner Deutschlands. Die Achse Paris-Berlin, derzeit als Tandem zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Macron, ist eine treibende Kraft in der Europäischen Union. In Brüssel versuchte Macron zuletzt verstärkt, sich als Reformer der EU zu inszenieren. In der Ukraine-Krise profilierte er sich als einer der führenden Vermittler.
Bei Le Pen droht Neuausrichtung des französischen Kurses
Die Euroskeptikerin Le Pen droht jedoch mit einer grundsätzlichen Neuausrichtung des französischen Kurses, in der Europa nur noch eine nachgeordnete Rolle spielen würde und Deutschland nicht mehr der Partner der Wahl wäre. Stattdessen würde ein Frankreich unter Le Pen sich Ländern wie Ungarn oder Polen stärker zuwenden. Konfrontationen mit Brüssel wären programmiert, und Frankreich könnte mit Le Pen vom Antreiber zum Bremser von EU-Initiativen werden.
Bei einem Sieg Le Pens könnte in der aktuellen Krise angesichts des Kriegs die geschlossene Front Europas gegen Russland und die Pro-Ukraine-Koalition in Gefahr geraten. Auch in den USA wird dies mit großer Sorge gesehen.