Britisches Kabinett Sunak verliert ersten Minister
Mobbing, Beschimpfungen und Drohungen - nach schweren Vorwürfen gegen den britischen Minister Williamson hat dieser nun seinen Rücktritt verkündet. Zwei Wochen nach der Amtsübernahme steigt damit der Druck auf Premier Sunak.
Angesichts massiver Mobbingvorwürfe ist der britische Minister Gavin Williamson zurückgetreten. Der Staatsminister ohne Geschäftsbereich reichte bei Premierminister Rishi Sunak seinen Rücktritt ein. Es war der erste Rücktritt im Kabinett Sunak, das der Premierminister vor zwei Wochen vorgestellt hatte.
Williamson wird vorgeworfen, Drohnachrichten und in anderer Weise unangemessene Nachrichten an Parlamentarier und ehemalige Kollegen verschickt zu haben. Insbesondere die ehemalige parlamentarische Geschäftsführerin der Tory-Fraktion, Wendy Morton, soll eine ganze Serie solcher Nachrichten erhalten haben. So habe Williamson ihr vorgeworfen, sie wolle Abgeordnete "bestrafen"; dann habe er gedroht: "Alles hat seinen Preis."
Drohungen per Whats-App
Laut den von der Zeitung "Sunday Times" veröffentlichten Whatsapp-Nachrichten hatte er versucht, Morton mit teils derber Ausdrucksweise und Drohungen unter Druck zu setzen. Berichten zufolge wollte Williamson damit erreichen, nach dem Tod von Queen Elizabeth II. eine Einladung für die Trauerfeier im September zu bekommen.
Weitere Vorwürfe wurden von einem ehemaligen Mitarbeiter vorgebracht. Demnach soll Williamson dem Mann geraten haben, "sich die Kehle durchzuschneiden" und "aus dem Fenster zu springen".
Williamson bereits von May und Johnson entlassen
In seinem Rücktrittsschreiben verwies Williamson auf die verschiedenen Vorwürfe gegen ihn, die nun untersucht würden. Er weise die dabei getroffene "Charakterisierung" seiner Handlungen zurück, sehe aber ein, dass dies die Arbeit der Regierung beeinträchtigen könne.
Der 46-jährige Williamson bekleidete auch schon Ministerämter in den Regierungen von Theresa May und Boris Johnson, wurde aber von beiden Premierministern entlassen. Sunak erklärte zu Williamsons Rücktritt, er wolle erst unabhängige Untersuchungsergebnisse abwarten, bevor er in diesem Fall urteile.
Premier Sunak unter Druck
Der Rücktritt des Staatsministers dürfte Zweifel daran nähren, ob Sunak in der Lage ist, seine zuletzt völlig zerstrittene und im Chaos versinkende konservative Regierungspartei in ruhigere Fahrwasser zu steuern. Er hatte das Amt des Premiers erst vor zwei Wochen von Liz Truss übernommen, die nach nur sieben Wochen im Amt von ihrer eigenen Fraktion zum Rücktritt gezwungen worden war. Truss wiederum hatte erst Anfang September die Nachfolge des wegen zahlreicher Skandale gestürzten Johnson angetreten.
Heikel für Sunak ist besonders die Anschuldigung, ihm sei bereits bekannt gewesen, dass es Mobbingvorwürfe gegen Williamson gegeben habe, als er ihn ins Kabinett berief. Der Premier beteuerte zwar, keine Kenntnis von den konkreten Beschuldigungen gehabt zu haben. Doch die oppositionelle Labour-Partei sah ihn schwer beschädigt.
"Das ist wieder einmal ein Beispiel für Rishi Sunaks schlechtes Urteilsvermögen und schwache Führung", sagte Labour-Vizechefin Angela Rayner. Der Regierungschef sei offenkundig an schmutzige Hinterzimmer-Deals gebunden, die er akzeptiert habe, um eine parteiinterne Stichwahl um die Truss-Nachfolge zu vermeiden.