Von der Leyen in Kiew "So lange an Ihrer Seite wie erforderlich"
Schon zum dritten Mal seit Kriegsbeginn ist EU-Kommissionschefin von der Leyen in Kiew. Dem angegriffenen Land sicherte sie Unterstützung zu, sie lobte die Reformen des Beitrittskandidaten - und erhielt zum Dank einen Orden.
Bei einem Besuch in Kiew hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der Ukraine die volle Unterstützung der Europäischen Union zugesichert. "Wir können niemals das Opfer ausgleichen, das die Ukrainer bringen", sagte sie bei einer Pressekonferenz mit Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Aber was wir sagen können ist: Sie werden Ihre europäischen Freunde so lange an Ihrer Seite haben, wie dies erforderlich ist."
Von der Leyen lobte die Anstrengungen der Ukraine für den angestrebten EU-Beitritt. Der Beitrittsprozess sei auf einem guten Weg: "Es ist beeindruckend, zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit, Entschlossenheit und Präzision Sie vorankommen."
Selenskyj sagte, die Ukraine wolle schon vor dem Beitritt dem EU-Binnenmarkt beitreten, der den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Kapital ermöglicht. Der Zugang dazu sei für die Ukraine eine sehr wichtige Frage: "Es wird einer der wichtigsten Siege unseres Landes sein."
Seit Juni Beitrittskandidat
Die EU hatte die Ukraine im Juni offiziell in den Kreis der Beitrittskandidaten aufgenommen. Die weiteren Verhandlungen können allerdings erst beginnen, wenn das Land umfassende Reformen umgesetzt hat, etwa in der Justiz und bei der Bekämpfung von Korruption.
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hatte vergangene Woche in Brüssel gesagt, sein Land wolle bis Jahresende die Voraussetzungen der EU für Beitrittsverhandlungen erfüllen.
"Beeindruckende Tapferkeit der Streitkräfte"
Von der Leyen lobte auch die jüngsten militärischen Erfolge der Ukraine. Der Fortschritt müsse zwar noch gefestigt werden müsse: "Aber es ist dennoch beeindruckend, die Tapferkeit der ukrainischen Streitkräfte zu sehen." Der Erfolg habe die Stimmung gehoben - nicht nur im ukrainischen Volk, sondern auch bei seinen Freunden.
Zu Waffenlieferungen an die Ukraine sagte von der Leyen, alle EU-Staaten verfolgten den identischen Ansatz: Es sei notwendig, das Land mit der militärischen Ausrüstung zu unterstützen, die es brauche, um sich zu verteidigen. Die Ukraine habe bewiesen, dass sie dazu in der Lage sei, wenn sie gut ausgerüstet sei.
Mit Orden ausgezeichnet
Bei ihrem dritten Besuch in Kiew seit Beginn des russischen Kriegs gegen das Land zeichnete Selenskyj die deutsche Politikerin mit dem Orden von Jaroslaw des Weisen aus. "Das ist eine große Ehre", schrieb von der Leyen auf Twitter. Dabei handelt es sich um den zweithöchsten Orden, den ausländische Staatsbürger für besondere Verdienste gegenüber der Ukraine erhalten können.
Selenskyj widmete von der Leyen zudem eine Bodenplatte auf der "Allee des Mutes" vor dem Parlamentsgebäude in Kiew. Diese erhalten Politiker, die nach Kriegsbeginn in die Hauptstadt gereist sind. Vor von der Leyen hatten unter anderem der polnische Präsident Andrzej Duda und Großbritanniens Ex-Premier Boris Johnson eine solche Ehrung erhalten.