London Bis zu 100.000 Menschen bei Pro-Palästina-Demo
In London haben sich bis zu 100.000 Menschen an einer pro-palästinensischen Großdemo durchs Regierungsviertel beteiligt. Behörden hatten zuvor dazu aufgerufen, auch Rücksicht auf den Schmerz der jüdischen Gemeinde zu nehmen.
Zehntausende Menschen haben sich in London zu einer pro-palästinensischen Kundgebung versammelt. Die Demonstration zog vom Marble Arch in der Nähe des Hyde Parks zum Regierungsbezirk Whitehall. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf "bis zu 100.000".
Fotos zeigten Menschen mit palästinensischen Flaggen. Auf Schildern war beispielsweise zu lesen "Stop the War on Gaza" ("Stoppt den Krieg gegen Gaza") und "Free Palestine" ("Freies Palästina" oder "Befreit Palästina"). Die Demonstrierenden forderten auch ein Ende der Blockade des Gazastreifens, die Israel nach dem verheerenden Terrorangriff der Hamas-Miliz verhängt hatte. Die Polizei hatte zuvor erklärt, dass Gewalt sowie Beifallsbekundungen für die in Großbritannien verbotene Hamas nicht toleriert würden.
Die Nachrichtenagentur PA meldete, einige Demonstranten hätten die Parole "From the River to the Sea, Palestine will be free" skandiert. Innenministerin Suella Braverman hatte den Slogan als antisemitisch kritisiert und erklärt, er werde von vielen als Aufruf zur Zerstörung Israels verstanden. Der Spruch beziehe sich auf das Gebiet Israels vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer. Nach PA-Angaben baten jüdische Organisationen die Justiz, klarzustellen, ob das Rufen des Spruchs strafbar ist.
Weitgehend ohne Zwischenfälle
Die britischen Behörden hatten die Demonstranten zuvor aufgefordert, den Schmerz und die Besorgnis der jüdischen Gemeinde nicht aus dem Blick zu verlieren. Nach Angaben der Londoner Polizei stieg die Zahl gemeldeter antisemitischer Straftaten im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um das 13-Fache. Berichte über antimuslimische Straftaten hätten sich mehr als verdoppelt. Von der Kundgebung meldete die Polizei vereinzelte Störungen und Fälle von Hassrede, insgesamt sei der Protest aber weitgehend ohne Zwischenfälle verlaufen.
Die Proteste fanden zwei Wochen nach dem Terrorangriff auf Israel statt. Die militant-islamistische Hamas war am 7. Oktober in israelische Grenzorte eingedrungen und hatte ein Massaker mit 1.400 Todesopfern angerichtet. Gut 200 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel verhängte danach eine Blockade des Gazastreifens und greift dort seither Ziele an. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen starben dabei rund 4.400 Menschen.
Auch Demos in mehreren deutschen Städten
Auch in mehreren deutschen Städten demonstrierten Menschen heute für die Palästinenser. Teils wurden dabei israelfeindliche und antisemitische Parolen gerufen. In Berlin hielt die Polizei dabei nach eigenen Angaben einen Demonstrationszug wegen israelfeindlicher Aufrufe an. Die Kundgebung sei angehalten worden, "um dem Verantwortlichen sowie auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über unsere Lautsprecherwagen mitzuteilen, dass israelfeindliche Ausrufe nicht länger geduldet werden", so die Polizei.
Die Düsseldorfer Polizei meldete ihrerseits ein "intensives Einsatzgeschehen" mit mehreren Demonstrationen und insgesamt Tausenden Teilnehmern. Bei einer Versammlung mit rund 6.900 Teilnehmenden seien mehrere Strafanzeigen gestellt worden - "unter anderem wegen Volksverhetzung, dem Aufruf zu Straftaten sowie des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Beleidigung von Polizeibeamten".
Auch aus Nürnberg, Münster, Kassel und Hannover wurden Kundgebungen gemeldet. Diese verliefen nach Polizeiangaben allesamt friedlich.