Nach Unruhen in Frankreich Macron verspricht "grundlegende Antworten"
Frankreichs Präsident Macron hat bei einem Treffen mit 240 Bürgermeistern angekündigt, die Gründe für die jüngsten Unruhen genau zu untersuchen. Die massive Polizeipräsenz im Land will er zunächst aufrechterhalten.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat zahlreiche Bürgermeister empfangen, deren Gemeinden in den vergangenen Tagen von gewalttätigen Protesten betroffen waren. Von 500 eingeladenen Bürgermeistern hätten etwa 240 die Einladung angenommen, teilte der Élysée-Palast mit.
Dabei versprach Macron "grundlegende Antworten". Er sagte, es gehe nicht darum, seit Jahrzehnten praktizierte Dinge zu wiederholen, berichtete der Sender BFMTV. Nötig sei vielmehr eine "Antwort auf der Höhe dessen, was wir erlebt haben". Er wolle "eine langfristige Arbeit beginnen, um die Gründe für diese Ereignisse zu verstehen", hieß es aus seinem Umfeld.
Bei dem Treffen wollte Macron neben moralischer Unterstützung auch Hilfe bei der Reparatur beschädigter Rathäuser und anderer öffentlicher Einrichtungen anbieten.
Polizeipräsenz soll zunächst bleiben
Die landesweite massive Polizeipräsenz solle weiter beibehalten werden, da sie abschreckend wirke, so Macron. Wenn dies nicht ausreiche, sollten die Sicherheitskräfte "offensiv" vorgehen.
Bei einem Treffen mit Polizisten am Montagabend sprach sich Macron für schnelle Sanktionsmöglichkeiten aus. "Beim ersten Vergehen sollten die Familien schnell finanziell bestraft werden", sagte er nach einem Bericht der Zeitung "Le Parisien".
Die tagelangen Unruhen in Frankreich, bei denen sich die Wut auch gegen Rathäuser richtete, wurden durch den Tod des Jugendlichen Nahel M. ausgelöst. Der 17-Jährige war vergangene Woche Dienstag von einem Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre aus nächster Nähe auf dem Fahrersitz eines Autos erschossen worden.
Schilderung eines Mitfahrers Nahels
"Le Parisien" veröffentlichte am Montag Schilderungen des Hergangs aus der Sicht eines 14-Jährigen, der auf der Rückbank des Autos saß. Dessen Vater hatte die Schilderung der Zeitung übermittelt. Nahel traf den Jungen demnach zufällig morgens und bot ihm an, ihn mit dem Auto zu einer Schulprüfung zu fahren. Einer ersten Aufforderung der Polizei zum Anhalten habe der junge Mann keine Folge geleistet, berichtete der Junge. Als der Verkehr stockte, hätten die Polizisten das Auto eingeholt und ihre Waffen auf Nahel gerichtet.
Einer habe dabei gedroht, ihm in den Kopf zu schießen. In Panik sei Nahel möglicherweise mit dem Fuß von der Bremse des Automatik-Wagens gerutscht, so dass dieser sich in Bewegung setzte. Der eine Beamte habe den anderen zum Schießen aufgefordert. "Der ist verrückt, der hat geschossen", habe Nahel noch gesagt, ehe er leblos zusammengesackt und der Wagen in eine Absperrung gefahren sei.
Gegen den Beamten, der den Schuss auf den Jugendlichen abgab, wird nun wegen Verdachts auf Totschlag ermittelt.
Bei erneuten Unruhen in der Nacht zu Dienstag wurden 72 Menschen festgenommen. Polizisten wurden nicht verletzt, teilte das Innenministerium mit. Die Unruhen ebbten damit weiter ab. Größere Zwischenfälle wurden ebenfalls nicht gemeldet.