Zwei Wochen vor Parlamentswahl 880 Migranten an einem Tag - Sunak unter Druck
Mehr als 880 Menschen haben den Ärmelkanal an nur einem Tag überquert. Dabei wollte der britische Premier Sunak die illegale Migration nach Großbritannien eigentlich stoppen. Zwei Wochen vor der Parlamentswahl gerät er zunehmend unter Druck.
Es ist eine lebensgefährliche Überfahrt mit kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien: Am Dienstag sind mehr als 880 Menschen registriert worden, die diese Route genommen haben. Das ist die höchste gemessene Zahl innerhalb eines Tages in diesem Jahr.
Insgesamt erreichten Großbritannien seit Jahresbeginn somit 12.313 Menschen über den Meeresarm, der Wert liegt um 18 Prozent höher als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Damals waren es 10.472 Menschen.
Dass es wieder so viele Menschen auf diesem Weg nach Großbritannien schaffen, sind keine guten Nachrichten für den britischen Premierminister Rishi Sunak. Er hat das Thema Migration zu einem der Top-Themen seines Wahlkampfs für die Parlamentswahl am 4. Juli gemacht und versprochen, die Boote zu stoppen.
Umstrittene Vereinbarung mit Ruanda
Um das zu erreichen, will der konservative Regierungschef, dass irregulär eingereiste Menschen künftig ohne Prüfung ihres Asylantrags und ungeachtet ihrer Herkunft nach Ruanda abgeschoben werden. Eigentlich sollte dieser Plan längst umgesetzt werden. Großbritannien hat bereits umgerechnet rund 284 Millionen Euro an das ostafrikanische Land überwiesen. Dennoch konnte bisher mit Ausnahme einer freiwilligen Ausreise dorthin kein einziger Migrant abgeschoben werden.
Laut Sunak soll diese Vereinbarung eine abschreckende Wirkung haben. Dafür gibt es bisher keine Belege. Experten bezweifeln, dass es Migranten davon abhalten wird, die gefährliche Überfahrt in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu wagen.
Sollte Sunak bei der britischen Parlamentswahl in zwei Wochen eine Niederlage erleiden, könnte es voraussichtlich nie zu den Abschiebungen kommen. Die oppositionelle Labourpartei hat in den Umfragen einen haushohen Vorsprung vor Sunaks Tories und will den Asylpakt mit Ruanda kippen.