Der Öltanker "Eagle S" im Finnischen Meerbusen.

Behörden inspizieren Tanker Eine Schleifspur und ein schwerer Verdacht

Stand: 02.01.2025 17:48 Uhr

Experten vermuten, dass ein Anker das Stromkabel Estlink 2 beschädigt hat. Gegen sieben Matrosen des Öltankers "Eagle S" wird inzwischen ermittelt. Der Vorwurf: Sabotage. Bringt eine weitere Kontrolle des Schiffs nun mehr Klarheit?

Nach der Beschädigung des Stromkabels Estlink 2 in der Ostsee untersucht eine weitere finnische Behörde den verdächtigen Öltanker "Eagle S". Nachdem die Kriminalpolizei des nordischen Landes bereits seit Längerem unter anderem an Bord ermittelt, wollte die Verkehrs- und Kommunikationsbehörde Traficom eine detaillierte Inspektion auf dem Schiff einleiten.

Bei der sogenannten Hafenstaatkontrolle wird die Einhaltung internationaler Vorschriften und Standards etwa für Sicherheit und Arbeitsbedingungen überprüft. Es handle sich um einen Routinevorgang, der mehrere Tage dauern könne, teilte Traficom mit. Im Anschluss werde man über die Ergebnisse der Inspektion informieren. Im Zweifel könne das Schiff so lange festgehalten werden, bis etwaige Mängel behoben worden sind.

Ermittlungen gegen sieben Matrosen

An dem Stromkabel Estlink 2 zwischen Finnland und Estland war am ersten Weihnachtstag ein Schaden festgestellt worden. Die finnischen Behörden leiteten daraufhin Ermittlungen wegen Sabotageverdachts ein. Die Polizei ermittelt gegen sieben Matrosen des im russischen St. Petersburg gestarteten Tankers "Eagle S". Gegen sie wurde ein Ausreiseverbot verhängt.

Das unter der Flagge der Cook-Inseln fahrende Öltanker gehört nach Einschätzung der finnischen Zollbehörde zur sogenannten russischen Schattenflotte, mit der Moskau das vor zwei Jahren im Zuge des Ukraine-Krieges verhängte Öl-Embargo umgeht. Für die Schattenflotte nutzt Russland unter fremder Flagge fahrende Tanker, um ungeachtet der internationalen Sanktionen Rohöl und Ölprodukte zu exportieren. 

Schleifspur am Meeresboden

Die finnischen Behörden vermuten, dass der Anker der "Eagle S" das am Boden der Ostsee verlaufende Kabel beschädigt hat. Finnland hatte den Tanker daher gestoppt, in finnische Gewässer eskortiert und beschlagnahmt. Am Montag entdeckten die Ermittler nach eigenen Angaben eine Dutzende Kilometer lange Schleifspur am Meeresboden.

Hybride Angriffe Russlands?

Der Ausfall des Unterseekabels Estlink 2 hat nach Angaben der litauischen Regierung keinen Einfluss auf die geplante Synchronisation des Stromnetzes der baltischen Staaten mit Westeuropa. Auch mögliche weitere Beschädigungen von anderen Stromleitungen in der Ostsee stellten keine Bedrohung für die im Februar vorgesehene infrastrukturelle Abkopplung vom russischen Stromnetz und Anbindung an Westeuropa dar, sagte Energieminister Zygimantas Vaiciunas im litauischen Radio. Die Störungen könnten aber "indirekte Auswirkungen" haben, da sie die Reservekapazitäten vor Herausforderungen stellen würden.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrere Bestandteile der Telekommunikationsinfrastruktur beschädigt worden. Experten gehen davon aus, dass dies auf hybride Angriffe Russlands gegen den Westen zurückgeht. Mit hybriden Angriffen sind verdeckte Attacken staatlicher oder nicht-staatlicher Akteure gemeint, die oft nicht aufgeklärt werden können.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. Januar 2025 um 22:16 Uhr.