Slowakei vor Stichwahl Alles andere als sicher
Präsidentschaftsanwärter Korcok hat die erste Wahlrunde in der Slowakei überraschend gewonnen. Doch in der Stichwahl könnte sein Konkurrent Pellegrini im Vorteil sein. Das Land ist tief gespalten.
Sein Sieg ist eine Überraschung, aber so richtig freuen will sich Ivan Korcok nicht. "Das Ergebnis der ersten Runde sieht hoffnungsvoll und ermunternd aus, aber wir wissen alle: Wenn wir auch die entscheidende Wahl in zwei Wochen gewinnen wollen, dann müssen wir mehr tun", sagt er.
42,5 Prozent hat der frühere Botschafter in Deutschland und den USA erhalten. Nur vereinzelt hatten ihn Umfragen vor Beginn der Präsidentschaftswahl vorn gesehen. In den meisten führte eindeutig Peter Pellegrini, der Koalitionspartner des ukrainekritischen und russlandfreundlichen Premiers Robert Fico. Korcok tritt als bürgerlicher Kandidat der regierungskritischen Protestbewegung an.
Korcok sieht Slowakei vor Isolation
Korcok selbst sagt, er müsse und wolle die Zehntausenden Wähler der Regierung ansprechen, die nicht damit einverstanden seien, wohin Fico die Slowakei führe. "Die nicht wollen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk zum Staatssender wird. Dass es Amnestien für Straftäter gibt. Und besonders nicht: dass die Slowakei in der Außenpolitik in der Isolation landet."
Ein Seitenhieb auf Peter Pellegrini. Der 48-Jährige kam mit 37 Prozent auf Platz zwei. Als Präsident des slowakischen Parlaments ist er für viele das Gesicht von Ficos ungarischem Kurs.
Bei seiner Stimmabgabe versuchte Pellegrini, Chef einer gemäßigter auftretenden linken Partei, Sorgen vor seiner möglichen Wahl zum Präsidenten zu nehmen. Sorgen, auch im Ausland. "Das weise ich zurück: Die Slowakei ist klar verankert in der EU und in der NATO. Wir wollen unsere nationalen Interessen verteidigen. Aber das heißt noch nicht, dass wir den Kurs unserer Außenpolitik ändern", so Pellegrini.
Pellegrini hatte mit dem Slogan "Die Slowakei braucht Ruhe!" für ein Überwinden der innenpolitischen Spaltung geworben.
Wählermobilisierung wichtiger Faktor
Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 52 Prozent - sie ist die bisher zweithöchste seit der Einführung der direkten Wahl des Staatsoberhaupts 1999. Wer Nachfolger der liberalen Präsidentin Zuzana Caputova wird, darüber entscheidet vor allem, welches der beiden Lager am besten mobilisieren kann.
Viera aus Bratislava hat den ehemaligen Außenminister Korcok gewählt, sie will den 59-Jährigen auch in der Stichwahl unterstützen. Er sei als einziger viel durch das Land gereist und habe viele junge Menschen angesprochen. "Das ist wichtig, denn wenn alle Jungen auswandern, dann können wir Rentner hier nur schwer noch was aufbauen", sagt Viera. "Außerdem würde er ein Gegengewicht zur Regierung sein."
Hoffnung für Pellegrini bleibt
Der Fico-Verbündete Pellegrini kann jedoch insgesamt auf mehr Stimmen hoffen. Auf die des drittplatzierten Russlandfreundes Stefan Harabin mit knapp zwölf Prozent und auf die des Kandidaten der ungarischen Minderheit mit fast drei Prozent.
Einigen dieser Slowakinnen und Slowaken sei Pellegrini zwar zu moderat, sagen Meinungsforscher, doch ein Teil der Regierungswähler sei der ersten Runde ferngeblieben. Anders als Peter: "Pellegrini hat mich am meisten überzeugt, weil er am meisten für die Menschen getan hat. Außerdem gab es unter Präsidentin Caputova früher auch kein Gleichgewicht in der Politik. Die kam ja aus dem gleichen Lager wie die Regierungen vor Fico."
Der parteilose Korcok hat gezeigt, dass er gewinnen kann. Ob er der nächste Präsident der Slowakei wird, das ist allerdings alles andere als sicher.