Nach Wagner-Aufstand Putin stellt Söldner vor die Wahl
Nach der Wagner-Revolte hat Russlands Präsident Putin den Sicherheitskräften für ihren Einsatz gedankt. Die Wagner-Söldner stellte er vor die Wahl: Eintritt in die Armee, Rückkehr zur Familie oder ein Leben in Belarus.
Kremlchef Wladimir Putin hat den russischen Sicherheitskräften und der Bevölkerung nach der Zerschlagung der Revolte der Privatarmee Wagner für ihren Rückhalt gedankt. "Ich danke allen Soldaten, Mitarbeitern der Geheimdienste, die sich den Aufständischen in den Weg gestellt haben", sagte Putin in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede.
Auf seinen Befehl hin sei alles getan worden, um Blutvergießen zu verhindern. "Das hat Zeit gebraucht", sagte Putin. "Der bewaffnete Aufstand wäre auch so zerschlagen worden."
Wenn sich Söldner und reguläre Truppen beschossen hätten, wäre dies vor allem Kiew und dem Westen zugute gekommen, erklärte Putin. Dort habe man bereits gehofft, dass sich Russland selbst zerfleische. Doch die russische Gesellschaft habe sich als geschlossen erwiesen in ihrer Ablehnung des Aufstands. Dies hätten am Ende auch die Umstürzler erkannt und aufgegeben, so Putin.
Angebot an Wagner-Söldner
Es war das erste Mal nach der Beilegung des bewaffneten Wagner-Aufstands, dass sich Putin in der Öffentlichkeit dazu äußerte. In seiner kurzen Ansprache, die keine zehn Minuten gedauert hatte, wandte sich der Kreml-Chef auch an die Söldner der Wagner-Gruppe: Sie hätten entweder die Wahl nach Belarus zu gehen, zu ihren Familien zurückzukehren oder der russischen Armee beizutreten.
ARD-Korrespondent Olaf Bock bezeichnet die Worte Putins als "Versuch, diese Menschen wieder mit einzubinden und ihnen ein Fenster zu öffnen". Denn "für viele Russen sind diese Wagner-Kämpfer eigentlich auch Helden. Denn sie haben in der Ukraine aus ihrer Sicht gute Dienste geleistet", so Bock.
Putin bestätigt Opfer während Aufstand
Außerdem warnte Putin eindringlich davor, den Versuch zu unternehmen, Russland zu erpressen. Jeder Versuch, in Russland Chaos zu stiften, sei zum Scheitern verurteilt, betonte der Präsident. "Die Organisatoren des Aufstands, die das Land verraten haben, haben auch diejenigen verraten, die auf ihrer Seite waren", sagte der russische Präsident.
Er dankte auch Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko für die Vermittlung in dem Konflikt mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Sein Ex-Vertrauter hatte am Samstag den Marsch auf Moskau aufgegeben und soll in Belarus Zuflucht finden.
In der Nacht zum Samstag hatte der Söldnerchef schwere Vorwürfe gegen das russische Verteidigungsministerium erhoben und Minister Sergej Schoigu beschuldigt, einen Angriff auf ein Militärlager der für Moskau kämpfenden Wagner-Truppe befohlen zu haben. Anschließend hatte er die südrussische Millionenstadt Rostow am Don besetzt und einige Einheiten seiner Truppe Richtung Moskau geschickt. Ihr praktisch ungehinderter Vormarsch auf Moskau, der erst gut 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt stoppte, weil Prigoschin aufgegeben hatte, rief Schockwellen hervor.
Putin versuchte nun in seiner Rede, den Eindruck zu bewahren, dass die Macht- und Sicherheitsorgane handlungsfähig seien. So lobte er den Mut und die Selbstaufopferung russischer Piloten, die getötet worden seien, als sie sich den Umstürzlern entgegenstellten. Es war das erste Mal, dass die russische Führung damit Opfer während des Aufstands eingestand.
Mit Informationen von Stephan Laack und Olaf Bock, ARD-Studio Moskau