Krieg in der Ukraine Moskau meldet neue Geländegewinne im Osten
Russische Truppen sollen nach eigenen Angaben erneut Geländegewinne westlich der ukrainischen Stadt Donezk erzielt haben. Russlands Ex-Präsident Medwedew nennt als weitere mögliche Kriegsziele die Eroberung von Kiew und Odessa.
Zwei Tage vor dem zweiten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Moskau Geländegewinne im Osten des Landes gemeldet. "Einheiten der Truppengruppe Süd" hätten das kleine Dorf Pobeda fünf Kilometer westlich von Donezk eingenommen, erklärte das russische Verteidigungsministerium.
Ukraine bestätigt Kämpfe
Die Ukraine bestätigte die Angaben bislang nicht. Der für die Region zuständige Kommandeur der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Tarnawsky, sprach lediglich von Kämpfen in der Region und erklärte, in Pobeda würden "die feindlichen Kräfte abgehalten". Ukrainische Militärblogger jedoch übernahmen das russische Vorrücken auf ihren Karten.
Die Einnahme des kleinen Ortes würde ein weiteres Vordringen der russischen Streitkräfte in Richtung Westen bedeuten. Erst in der vergangenen Woche hatten russische Soldaten die strategisch wichtige Industriestadt Awdijiwka nach monatelangen Kämpfen eingenommen. Dies gilt als größter Erfolg der russischen Armee in dem Krieg seit der Einnahme der nahegelegenen Stadt Bachmut im Mai vorigen Jahres. Ende Dezember war bereits die Stadt Marjinka an die russische Armee gefallen.
Kiew meldet Angriff auf Übungsgelände
Derweil meldeten die ukrainischen Streitkräfte den Angriff auf ein russisches Übungsgelände auf dem von Moskau gehaltenen Ostufer des Flusses Dnipro im Süden der Ukraine. Bei dem bereits am Mittwoch erfolgten Beschuss nahe der Ortschaft Podo-Kalyniwka wurden laut einer Militärsprecherin rund 60 russische Soldaten "getötet oder schwer verletzt".
Im Onlinenetzwerk Telegram veröffentlichten die südlichen Streitkräfte der Ukraine Luftaufnahmen, die Explosionen und am Boden liegende Soldaten zeigten. Der angegriffene Truppenübungsplatz wurde demnach von Soldaten genutzt, die einen Brückenkopf angreifen sollten.
Russland soll nordkoreanische Raketen eingesetzt haben
Der ukrainische Geheimdienst (SBU) warf Moskau den Einsatz von nordkoreanischen Raketen gegen zivile Ziele vor. Dabei handle es sich es um ballistische Raketen vom Typ "Hwasong-11". "Laut unserer Untersuchung haben die russischen Truppen mehr als 20 dieser nordkoreanischen Waffen auf die Ukraine abgefeuert", hieß es in einer Mitteilung. Mindestens 24 Zivilisten seien getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden.
Sein Land befinde sich an der Front in einer "extrem schwierigen" Situation, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Beginn der Woche. Den ukrainischen Soldaten steht zu wenig Munition zur Verfügung - unter anderem wegen der Verzögerung wichtiger Hilfen aus den USA.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Medwedew: Kiew und Odessa mögliche Kriegsziele
Nach den jüngsten von Moskau gemeldeten Geländegewinnen hat der frühere Präsident Dmitri Medwedew die ukrainische Hauptstadt Kiew und die Hafenstadt Odessa als mögliche Kriegsziele genannt. "Wo sollen wir aufhören? Ich weiß es nicht", sagte der stellvertretende Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates in einem Interview mit russischen Medien. "Wird es Kiew sein? Ja, wahrscheinlich sollte es Kiew sein. Wenn nicht jetzt, dann nach einiger Zeit, vielleicht in einer anderen Phase der Entwicklung dieses Konflikts."
Der ehemalige Ministerpräsident sagte auch, man wolle den Schwarzmeerhafen Odessa einnehmen. "Odessa, komm nach Hause. Wir haben auf Odessa in der Russischen Föderation gewartet, wegen der Geschichte dieser Stadt, wegen der Art der Menschen, die dort leben, wegen der Sprache, die sie sprechen", sagte Medwedew. "Es ist unsere russische, russische Stadt."
Erst kürzlich hatte Medwedew dem Westen erneut mit einem Atomkrieg gedroht, sollte Russland in seine Grenzen von 1991 zurückgedrängt werden - also die Grenzlinien vor der russischen Annexion der Halbinsel Krim und vor der Invasion in die Ukraine.
Medwedew galt während seiner Amtszeit als Kremlchef (2008-2012) als liberaler, gemäßigter Politiker. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor knapp zwei Jahren wandelte er sich zum Extremisten und gehört inzwischen zu den schärfsten Kritikern des Westens.