Zehn Jahre Telegram Messengerdienst mit zweifelhaftem Ruf
Seit seiner Einführung 2013 hat sich Telegram für viele in Russland zu einer wichtigen Informationsquelle entwickelt. Nicht nur kremltreue Propagandisten, sondern auch Oppositionelle nutzen den umstrittenen Messengerdienst.
Heute vor zehn Jahren präsentierte der russische Unternehmer Pavel Durov seinen Messengerdienst Telegram, den er zusammen mit seinem Bruder Nikolai entwickelt hatte. In Russland waren die beiden im Social-Media-Bereich keine Unbekannten. Zuvor hatten sie bereits das beliebte soziale Netzwerk VKontakte gegründet, das in Russland deutlich populärer als das mittlerweile verbotene Facebook ist.
Auch Telegram entwickelte sich schnell zu einer Erfolgsgeschichte. Nutzer können nicht nur Text- und Sprachnachrichten, Fotos, Videos und Dokumente austauschen, sondern auch per Audio oder Video mit anderen Telegram-Nutzern kommunizieren. Laut dem russischen Medienforschungsunternehmen Mediascope nutzen monatlich 800 Millionen Menschen regelmäßig Telegram - jeder zehnte davon kommt aus Russland.
Ukraine-Krieg sorgte für noch mehr Nutzer
Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine konnte Telegram seine Nutzerzahlen in Russland deutlich steigern: um 13 Millionen innerhalb eines Monats. Der Messenger-Dienst hat sich in Russland für viele Menschen zu einer intensiv genutzten Informationsquelle entwickelt. Fast die Hälfte der russischen Internetnutzer folgt täglich zwischen 6 und 15 Kanälen auf Telegram.
Laut dem russischen Medienanalysedienst TG Stat wird Telegram hauptsächlich für den Bereich Information und Politik genutzt. Allerdings ist der Wahrheitsgehalt der dort verbreiteten Nachrichten zweifelhaft, denn auf der Plattform tummeln sich Akteure mit unterschiedlichster Intention: russische Propagandisten, Vertreter des Putin-Regimes, Militärblogger, aber auch Oppositionelle nutzen Telegram. Sie erreichen dort besonders viele junge Menschen in Russland - fast 70 Prozent sind bei Telegram.
Telegram widersetzte sich den Behörden
Vor einigen Jahren hatte der Messenger-Dienst in Russland Probleme und wurde zwischenzeitlich sogar gesperrt, da Telegram sich geweigert hatte, verschlüsselte Nachrichten für den Inlandsgeheimdienst FSB zu entschlüsseln. Telegram wechselte daraufhin ständig seine IP-Adressen und nutzte dafür diverse Cloud-Dienste, um den Betrieb in Russland weiter zu gewährleisten. Am Ende gab die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor ihre Blockade auf.
Russlands Wladimir Präsident Putin zählt übrigens nicht zu den Nutzern von Telegram. Sein Sprecher Dmitri Peskow sagte, Putin habe dies nicht nötig. Schließlich würde die gesamte Welt jedes Flüstern des Kremlchefs verfolgen.
In Deutschland steht Telegram vor allem in der Kritik, weil die Plattform von Demokratiefeinden aller Art genutzt wird. Der Messenger-Dienst ging in der Vergangenheit nicht konsequent gegen Verbreitung von Hass und Hetze im Netz vor. Hassbotschaften wurden oft spät oder gar nicht gelöscht.