Nach Aufruf des Präsidenten Zehntausende auf Demo für Vucic
In den vergangenen Wochen hatte es Proteste gegen den serbischen Präsidenten Vucic gegeben. Nun ließ dieser zu einer Großkundgebung aufrufen. Zehntausende kamen - offenbar nicht alle ganz freiwillig.
In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben am Abend Zehntausende Menschen zur Unterstützung von Präsident Aleksandar Vucic demonstriert. Sie waren dem Aufruf des Präsidenten gefolgt und wurden mit Bussen aus allen Teilen des Landes und aus dem benachbarten Kosovo und Bosnien nach Belgrad gebracht. Vucic, der die Demonstration hatte organisieren lassen, sprach im Vorfeld von der "größten Kundgebung in der Geschichte des Landes".
Regierungsvertreter sagten, die Kundgebung fördere Einheit und Hoffnung für Serbien. Nach Angaben der Organisatoren nahmen Hunderttausende an der Versammlung vor der serbischen Nationalversammlung teil, Reporter unabhängiger Medien sprachen von einige Zehntausend. Wegen eines Gewitters suchten viele zeitweise Schutz in Gebäuden und unter Vordächern.
Mitarbeiter in staatlichen Betrieben und der Verwaltung bekamen den Tag frei, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Einige sagten, ihnen sei mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes gedroht worden, sollten sie nicht in die Busse einsteigen, die bereits Stunden vor Beginn der Kundgebung eintrafen, berichtet die Nachrichtenagentur AP.
Vucic: Rückzug vom SNS-Vorsitz
Vucic kündigte auf der Demonstration an, sich vom Vorsitz seiner Serbischen Fortschrittspartei (SNS) zurückzuziehen. "Dies ist der letzte Abend, an dem ich als Vorsitzender der SNS zu ihnen spreche", sagte er in Belgrad. Am Samstag hält die SNS einen Parteitag ab. Wer ihm als Nachfolger an der Spitze der Partei folgen soll, gab Vucic nicht bekannt.
Der serbische Präsident bestimmt seit 2012 in verschiedenen Funktionen die Geschicke des Landes. Kritiker werfen ihm einen autoritären Regierungsstil vor. Vucic und seine Gefolgsleute kontrollieren die meisten Medien, die Justiz und einen Teil der Wirtschaft.
Zwei Amokläufe mit 18 Toten hatten zu Monatsbeginn die serbische Gesellschaft erschüttert. In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Großkundgebungen von Vucic-Gegnern gegeben. Dabei waren die Frage nach der Verantwortung gestellt und Konsequenzen gefordert worden. Die Oppositionellen verwiesen auf die aggressive Rhetorik des Präsidenten gegenüber politischen Gegnern sowie auf Boulevard-Medien, die ihrer Ansicht nach die Gewalt von Kriminellen verharmlosen und zugleich Vucic eine Bühne geben.