
SIPRI-Bericht Ukraine ist weltweit größter Waffenimporteur
Drei Jahre russischer Angriffskrieg: Die Ukraine ist dem Friedensforschungsinstitut SIPRI zufolge erstmals größter Waffenimporteur der Welt. Auffällig ist zudem die starke Abhängigkeit europäischer Staaten von US-Rüstungsgütern.
In kein Land der Erde sind in den vergangenen Jahren mehr Waffen geliefert worden als in die Ukraine. Das geht aus einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI hervor. Die ukrainischen Einfuhren von Rüstungsgütern wuchsen demnach im Vergleich der vergangenen beiden Fünfjahreszeiträume um fast das Hundertfache. Der aktuelle Fünfjahreszeitraum umfasst die Jahre 2020-2024.
Die Ukraine hat sich damit als Folge ihrer Verteidigung gegen den seit drei Jahren anhaltenden russischen Angriffskrieg zum größten Rüstungsimporteur der Welt entwickelt. Das Land macht nunmehr 8,8 Prozent des globalen Gesamtvolumens bei der Einfuhr schwerer Waffen aus, zu denen unter anderem Panzer, Kampfjets und U-Boote gezählt werden.
Dahinter folgen auf die fünf Jahre gerechnet Indien (8,3 Prozent), Katar (6,8), Saudi-Arabien (6,8) und Pakistan (4,6). Deutschland liegt lediglich auf Rang 33, ist dafür aber der fünftgrößte Rüstungsexporteur der Welt.
Europa rüstet auf
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 haben nach SIPRI-Angaben mindestens 35 Länder Waffen in das angegriffene Land geliefert - meist als Militärhilfen. Größte Lieferanten waren dabei die USA als weltgrößter Rüstungsexporteur (45 Prozent) sowie Deutschland (zwölf Prozent) und Polen (elf Prozent). Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat die Militärhilfen für die Ukraine jüngst jedoch vorläufig eingestellt.
Die Unsicherheit über den außenpolitischen Kurs der USA betrachten die Friedensforscher neben dem Ukraine-Krieg als einen der Hauptgründe dafür, warum auch die anderen Länder Europas derzeit kräftig aufrüsten. Die europäischen Waffenimporte stiegen laut SIPRI im Zeitraum 2020-2024 um 155 Prozent. Bei der kleineren Gruppe der europäischen NATO-Staaten gab es demnach eine Zunahme um 105 Prozent.
"Die neuen Waffentransferzahlen spiegeln deutlich die Aufrüstung wider, die als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland unter Staaten in Europa stattfindet", erklärte der SIPRI-Programmdirektor Mathew George.

Viele europäische Staaten kaufen Waffensysteme in den USA ein - die F35-Jets sollen auch bei der deutschen Luftwaffe eingesetzt werden.
Starke Abhängigkeit von den USA
Dabei stammen 64 Prozent der Waffenkäufe der europäischen NATO-Staaten in diesem Zeitraum aus den USA. In den Jahren 2015 bis 2019 waren es den SIPRI-Angaben zufolge noch 52 Prozent gewesen.
Wie der Forscher Peter Wezeman der Nachrichtenagentur AFP sagte, hätten die europäischen NATO-Staaten "fast 500 Kampfflugzeuge, Flugabwehrsysteme und viele andere Waffen bei den USA bestellt". Diese Waffen seien zu komplex, um sie schnell ersetzen zu können. Dies zu ändern, "würde eine enorme finanzielle und politische Investition erfordern", sagte Wezeman.
Russlands Exporte gingen deutlich zurück
Die USA konnten ihre Vormachtstellung als führender Rüstungsexporteur also ausbauen. Auf dem zweiten Platz liegt inzwischen Frankreich, das im Untersuchungszeitraum 2020 bis 2024 Waffen in 65 Staaten lieferte.
Die russischen Ausfuhren gingen in diesem Zeitraum hingegen deutlich zurück. Der Anteil an den weltweiten Rüstungsexporten war mit 7,8 Prozent nur noch etwa einem Drittel der 21 Prozent des Vergleichszeitraums. SIPRI führt dies einerseits darauf zurück, dass die russische Armee für den Angriffskrieg gegen die Ukraine selbst viel mehr Waffen benötigt, um Verluste zu ersetzen. Zum anderen erschweren Handelssanktionen russische Rüstungsexporte.
Wezeman nannte noch einen dritten Faktor. Traditionell exportierte viele Rüstungsgüter nach Indien und China. Da Indien zunehmend auf andere Staaten setze und China inzwischen vieles selbst entwickle und baue, schrumpften die russischen Umsätze.
Das globale Volumen von Rüstungslieferungen sank minimal um 0,6 Prozent. Der Bericht des international renommierten Instituts erscheint jährlich und bezieht sich jeweils auf die vergangenen fünf Jahre.