Nach Unwettern in Spanien Mehr als 150 Tote und zahlreiche Vermisste
Nach der Flutkatastrophe in Spanien ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 150 gestiegen. Zahlreiche Menschen werden aber noch vermisst. Und die Behörden warnen vor neuen Unwettern - auch auf der Ferieninsel Mallorca.
Die Zahl der Todesopfer bei der Flutkatastrophe in Spanien ist auf mehr als 150 gestiegen. Bis zum Nachmittag wurden 158 Leichen geborgen, wie die Rettungsdienste mitteilten. Allein in der Region Valencia kamen demnach mindestens 155 Menschen ums Leben. Zwei Todesopfer wurden in Kastilien-La Mancha geborgen, in Andalusien gab es mindestens ein Flutopfer.
Unterdessen begann im ganzen Land eine dreitägige Staatstrauer. An Regierungsgebäuden wehten die Fahnen auf Halbmast, landesweit wurde mit Schweigeminuten der Toten gedacht.
Helfer und Soldaten suchen nach Überlebenden
Und es werden weitere Todesopfer befürchtet: Viele Menschen werden noch vermisst. Verteidigungsministerin Margarita Robles erklärte die Suche nach ihnen zur Priorität, wie sie dem TV-Sender Telecinco sagte. Wie viele es sind, dazu gibt die Regierung keine Zahl bekannt.
Zahlreiche Helferinnen und Helfer sind in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten im Einsatz. Neben Feuerwehrleuten, Polizisten und Rettungshelfern suchen mehr als 1.200 Soldaten nach möglichen Überlebenden. Dabei werden auch Drohnen und Spürhunde eingesetzt.
Am Morgen bot sich für Überlebende vielerorts ein Bild der Verwüstung. Ganze Dörfer wurden nach Starkregen von massiven Sturzfluten verschlungen. Straßen verwandelten sich in reißende Ströme, die zur Todesfalle für die Menschen wurden. Wassermassen flossen in Keller und Erdgeschosse von Häusern und rissen Autos, Menschen und alles andere in ihrem Weg fort.
Alarmstufe Rot - auch Balearen betroffen
Und es drohen weitere Unwetter: Der nationale Wetterdienst rief für Teile der Provinz Castellón wegen drohender Regenfälle mit der Alarmstufe Rot die höchste Warnstufe aus. Spaniens König Felipe VI. rief ebenfalls zur Vorsicht auf. "Es gibt in einigen Fällen weiterhin Gefahrenwarnungen", sagte er bei einer Veranstaltung in Madrid. Das für die Flutkatastrophe verantwortliche Wetterereignis sei "noch nicht vorbei".
Auch die Regierung der Balearen rief die Bevölkerung vor allem auf den beliebten Urlaubsinseln Mallorca und Menorca zu größter Vorsicht in den kommenden Tagen auf. Dort galt die Warnstufe orange, die zweithöchste. In Spanien steht wegen des morgigen Feiertags ein langes Wochenende bevor, das gewöhnlich viele Spanierinnen und Spanier für Reisen nutzen.
Zudem kündigen die spanischen Behörden erste finanzielle Hilfen an. Die Regierung hat entsprechende Zusagen gemacht, später rechnet sie auch mit Unterstützung der Europäischen Union. Der Wiederaufbau wird teuer. Medienberichten zufolge soll das Unwetter Schäden in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro angerichtet haben. Als Soforthilfe sollen die Betroffenen zunächst 6.000 Euro bekommen.
Zu spät gewarnt?
Der Regionalregierung von Valencia wird vorgeworfen, die Bevölkerung am Dienstag zu spät vor möglichen Folgen der starken Regenfälle gewarnt zu haben. Spanischen Medienberichten zufolge hatte der staatliche Wetterdienst bereits am Dienstagmorgen um acht Uhr die Alarmstufe Rot für die betroffene Region ausgelöst. Doch die Regionalregierung verschickte die Warnhinweise auf die Handys erst zwölf Stunden später.
Dem Wetterdienst zufolge waren in der Nacht zum Mittwoch in Teilen der Region Valencia in wenigen Stunden mehr als 300 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die heftigsten Niederschläge gab es in dem kleinen Dorf Chiva mit 491 Liter pro Quadratmeter. Dies entspreche der Niederschlagsmenge von einem Jahr, erklärte der Wetterdienst.
Tausende Menschen sind immer noch ohne Strom, zahlreiche Straßen unpassierbar. Vom Wasser fortgespülte, teils aufeinandergestapelte Autos säumen die Straßen, die mit Schlamm und Schutt bedeckt sind.
Auch der Bahn- und Flugverkehr ist weiterhin stark beeinträchtigt. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Valencia und Madrid werde mindestens zwei bis drei Wochen unterbrochen sein, sagte Verkehrsminister Oscar Puente.
Mit Informationen von Hans-Günter Kellner, ARD-Studio Madrid