300 Jahre Spanische Treppe Vom Prachtbau zur Partyzone
Sie ist Filmkulisse, Schauplatz romantischer Jugenderinnerungen und ein Muss für Touristen: Die Spanische Treppe ist ein einzigartiges Barockdenkmal im Herzen Roms. Vor 300 Jahren begannen die Bauarbeiten.
Der beste Zeitpunkt für einen Besuch an der Spanischen Treppe ist der frühe Morgen. Vor allem im Sommer, wenn das Morgenlicht die gewaltige Anlage in Szene setzt. Wenn noch keine Touristengruppen die Stufen bevölkern und eng zusammenrücken, um ikonische Selfies zu knipsen. "Wir und die Treppe", heißt es dann.
Angela und ihre vierköpfige Familie aus Detroit haben es nicht ganz so früh geschafft. Es ist 9 Uhr - schon zu heiß, um die 136 Stufen nach oben zu steigen. Also blicken sie nach dem obligatorischen Selbstporträt unten an der Piazza di Spagna hinauf zum Ende der "Spanish Steps". "Ich finde sie wirklich schön", sagt Angela. Ihr gefalle die Umrandung und die Tatsache, dass die Treppen ab der mittleren Ebene in zwei Kurven nach oben gehen. "Das erinnert mich an San Francisco."
Aufstieg über einen schlammigen Hang
Für Kunsthistorikerin Susanne Kubersky liegt die Treppe auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit. Sie kommt unten mit der Metro an. Und muss dann die Stufen nehmen, um in ihr Büro zu gelangen. "Das ist genau das, was mir auch so wahnsinnig gut gefällt", sagt die Wissenschaftlerin. "Dass ich jeden Morgen das Privileg habe, diese wunderschöne Treppe hinaufzulaufen und mir zu überlegen, dass ich jetzt gerade 2000 Jahre römische Geschichte überquere."
Kubersky arbeitet in der "Bibliotheca Hertziana". Das Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom residiert in prominenter Nachbarschaft am Gipfel der Spanischen Treppe. Früher lag hier die Villa des römischen Feldherren Lukull. Deshalb 2000 Jahre römische Geschichte. Heute sind es das berühmte Hotel Hassler und die Kirche, zu der die Treppenstufen eigentlich führen: die Santissima Trinità dei Monti. Baujahr 1587.
"Um zu dieser Kirche hinzukommen, musste man einen schlammigen Hang unter Bäumen hinauflaufen", erklärt Kubersky. Schon vor langer Zeit sei diese Treppe angedacht gewesen, um den Aufstieg zu erleichtern. "Aber tatsächlich kam sie zur Ausführung in der Barockzeit im 18. Jahrhundert und ist als als szenografische Anlage geplant worden. Es ist also tatsächlich eine Prachttreppe."
Schutzmacht Frankreich sponserte den Bau
1723 begannen die Bauarbeiten zur Spanischen Treppe. Architekt Francesco de Sanctis ging es nie nur darum, 23 Höhenmeter zu überwinden. Er verstand die Treppe als Bühne: 40 Meter breit und als Machtdemonstration. Der Bau wurde wesentlich von Frankreich gesponsert, der Schutzmacht der Päpste. Sonnenkönig Ludwig XIV. sah sich ursprünglich selbst am Ende der Treppe - in Form eines Reiterstandbilds. Das war dem Papst dann doch zu viel Muskelspiel.
Heutzutage erfüllt die Spanische Treppe einen ganz anderen Zweck. Abends wird sie zur Partyzone. "Das ist ja auch ein Treffpunkt, an dem niemand vorbeikommt und der auch jedem im in Erinnerung bleibt", sagt Kubersky. "Und es ist natürlich auch ein Platz, wo man sich auch als Jugendliche gerne hinsetzt, wo man sich treffen kann, wo man auch angesprochen wird."
Feiern auf der Treppe ist Verboten
Nur eines sollte man heute nicht mehr machen: sich auf die Treppenstufen setzen, womöglich noch mit einer Falsche Rotwein, wie das bei Klassenfahrten in vergangenen Jahrzehnten üblich war. Die Stadt Rom sanktioniert jeden Versuch, Partys auf der Treppe zu feiern, wie einem die stets präsenten Polizisten erklären.
"Wer sich hinsetzt, muss mit einer Strafe von 450 Euro rechnen, erklärt ein Polizist. "Schlimmer wird es, wenn jemand das Denkmal beschmiert. Aber wir versuchen zu verhindern, dass jemand 450 Euro zahlen muss."
Wer sich auf die Stufen setzt, wird notfalls von den Polizisten auch mit der Trillerpfeife daran erinnert, dass es gleich teuer werden könnte. Nur am Morgen sind sie noch gnädig und lassen die wenigen Touristen im Schatten auf den Treppenstufen rasten.