Krieg gegen die Ukraine Russland greift mehrere Städte an
Neue Kämpfe im Donbass, Bomben in Lwiw, viele tote Zivilisten: Russland hat am Abend mehrere Landesteile angegriffen. In der Westukraine kam es infolge der Raketeneinschläge zu Stromausfällen.
Städte in mehreren Regionen der Ukraine sind am Abend Ziel russischer Raketenangriffe geworden. Im westukrainischen Gebiet Lwiw führten diese nach Behördenangaben zu Stromausfällen.
Drei Umspannwerke seien dabei beschädigt worden. In der Folge kam es nach Angaben von Lwiws Bürgermeister Andrij Sadowyj auch zu Problemen mit der Wasserversorgung, weil die Pumpen mangels Elektrizität ausfielen.
Selenskyj: Heftige Raketenangriffe Zeichen der Schwäche Moskaus
Mit massiven Raketenangriffen auf ukrainische Eisenbahnanlagen will Russland nach Einschätzung der Kiewer Führung derweil den Nachschub an westlichen Waffen stoppen. Das schrieb der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak, am Abend auf Telegram. Zuvor waren viele Landesteile von Explosionen erschüttert worden.
Es werde aber nicht gelingen, den Nachschub an Rüstungsgütern aufzuhalten, sagte Jermak. "Es kommt alles an." Politisch deutete Präsident Wolodymyr Selenskyj die Angriffe als Zeichen einer Ohnmacht Moskaus. "Offensichtlich hat das russische Militär heute äußerst nervös auf unsere Erfolge reagiert", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Er berichtete von Angriffen mit Raketen auf Lwiw, Winnyzja, Odessa, das Kiewer Gebiet und das Umland von Dnipro.
Viele tote Zivilisten
In der ostukrainischen Region Donezk wurden durch russische Angriffe nach lokalen Angaben mindestens 21 Zivilisten getötet. Weitere 27 wurden verletzt, teilte die Gebietsverwaltung in ihrem Telegram-Kanal mit. Zu zivilen Opfer sei es demnach vor allem in den umkämpften Städten Awdijiwka, Lyman und Wuhledar gekommen. Im benachbarten Gebiet Luhansk gab es laut dem Gouverneur Serhij Hajdaj um die Stadt Popasna die schwersten Kämpfe.
Tote und Verletzte in bislang noch unbekannter Zahl gab es ukrainischen Angaben zufolge auch bei Raketeneinschlägen im zentralukrainischen Gebiet Kirowohrad. Im Gebiet Winnyzja und bei der Hauptstadt Kiew, wo sich am Dienstag der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj traf, seien die russischen Raketen hingegen abgeschossen worden.
Erstmals wurde auch das Gebiet Transkarpatien im äußersten Westen Ziel eines Raketenangriffs. Dabei sei ein Infrastrukturobjekt in den Bergen getroffen worden. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Die Behörden des Gebiets Odessa berichteten, eine russische Kampfdrohne abgeschossen zu haben.
Erstürmung von Asowstal hat begonnen
In der Hafenstadt Mariupol hatten zuvor russische Truppen mit der Erstürmung des belagerten Stahlwerks Asowstal begonnen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte laut russischen Nachrichtenagenturen, "Einheiten der russischen Armee und der Volksrepublik Donezk" hätten "mit Artillerie und Flugzeugen" begonnen, "Gefechtsstellungen" ukrainischer Truppen zu zerstören.
Neben ukrainischen Kämpfern sollen auf dem Werksgelände auch noch etwa 200 Zivilisten festsitzen. Am Wochenende waren zwar mit internationaler Hilfe mehr als 120 Menschen gerettet worden. Eine weitere geplante Evakuierungsaktion am Montag scheiterte jedoch. Insgesamt sollen in Mariupol immer noch 100.000 von ursprünglich mehr als 400.000 Einwohnern sein. Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte, man bereite weitere Rettungsaktionen für die Eingeschlossenen vor.
Von den am Wochenende geretteten Menschen haben inzwischen mehr als 100 die Stadt Saporischschja erreicht. Saporischschja ist unter ukrainischer Kontrolle und liegt etwa 230 Kilometer nordwestlich von Mariupol.
Russland führt seit mehr als zwei Monaten einen Angriffskrieg gegen den Nachbarstaat. Die UN haben bisher rund 3200 zivile Todesopfer erfasst, gehen aber von weitaus höheren Opferzahlen aus.