Human Rights Watch Belege für Kriegsverbrechen in Butscha
Die mutmaßlich von russischen Soldaten begangenen Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha sind der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge als Kriegsverbrechen einzuordnen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat im ukrainischen Butscha nach eigenen Angaben umfangreiche Belege für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesammelt. Laut einem Bericht der Organisation dokumentierten eigene Mitarbeiter vor Ort Massenhinrichtungen, wahllose Erschießungen von Zivilisten, Verschleppungen und Folter sowie den Einsatz von Sprengfallen.
"Fast jede Ecke in Butscha ist nun ein Tatort, und es fühlte sich an, als wäre der Tod überall", sagte HRW-Mitarbeiter Richard Weir. Die Beweise deuteten darauf hin, dass die mittlerweile abgezogenen russischen Streitkräfte, die Butscha besetzten, "das zivile Leben und die grundlegendsten Prinzipien des Kriegsrechts missachteten".
Befragungen und Aufnahmen
Für ihre Ermittlungen befragten die Menschenrechtler 32 Bewohner der Stadt persönlich und fünf weitere per Telefon. Zudem wurden Beweise vor Ort dokumentiert, Fotos und Videos sowie Satellitenaufnahmen gesichtet. Der für die Region zuständige ukrainische Staatsanwalt Ruslan Kravchenko gab laut Human Rights Watch an, nach dem Rückzug der russischen Truppen am 31. März seien bis zum 15. April in Butscha 278 Leichen gefunden worden, überwiegend Zivilisten. Weitere Tote würden entdeckt.
Die Bilder getöteter ukrainischer Zivilisten aus der Vorortgemeinde der Hauptstadt Kiew hatten Anfang des Monats weltweit Entsetzen ausgelöst. Insgesamt wurden in Butscha mehr als 400 Leichen gefunden, teils mit auf den Rücken gebundenen Händen. Der ukrainische Geheimdienst sprach von "Massenmord".
Russland bestreitet, etwas mit den Gräueltaten zu tun zu haben. Inzwischen laufen internationale Ermittlungen. Es gibt zahlreiche Forderungen, die Verantwortlichen vor ein internationales Gericht zu stellen.
Hoffnung auf juristische Aufarbeitung
HRW betonte, eine behördliche Sicherung von Beweismaterial mit internationaler Hilfe sei entscheidend, um die Verantwortlichen einmal zur Rechenschaft ziehen zu können. Sie rief die Ukraine auf, den Vertrag zum Internationalen Strafgerichtshof zu ratifizieren und formell Mitglied des Gerichts in Den Haag zu werden.