UN-Angaben 500.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet
Mehr als eine halbe Million Menschen sind laut UN aus der Ukraine geflohen - die meisten nach Polen. Nach Deutschland kamen 1800 Menschen. Außenministerin Baerbock betonte, die EU werde alle ukrainischen Flüchtlinge aufnehmen.
Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 500.000 Menschen in benachbarte Länder geflohen. Das gab der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, auf Twitter bekannt.
Außerdem sei als Folge des russischen Angriffs eine sechsstellige Zahl an Menschen innerhalb der Ukraine vertrieben worden, sagte UNHCR-Sprecher Chris Melzer. Eine genaue Schätzung der Binnenflüchtlinge sei derzeit nicht möglich.
280.000 fliehen nach Polen
Die meisten Flüchtlinge haben sich bislang nach Polen aufgemacht. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes waren es mehr als 280.000 seit Kriegsbeginn. Allein am Sonntag hätten fast 100.000 Flüchtlinge die Grenze passiert, sagte eine Sprecherin.
Laut einer früheren Zählung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR flohen knapp 85.000 Menschen nach Ungarn, mehr als 36.000 nach Moldau, rund 32.500 nach Rumänien, 30.000 in die Slowakei und mehr als 300 nach Belarus. Etwa 34.600 Flüchtlinge reisten demnach direkt in andere europäische Länder weiter. Ukrainer sind wegen des Kriegs unter anderem in der EU und der Schweiz von der Visumspflicht befreit.
1800 Flüchtlinge erreichen Deutschland
Nach Deutschland kamen in den vergangenen Tagen rund 1800 aus dem Kriegsgebiet geflohene Menschen, wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mitteilte. Dabei handelt es sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen hauptsächlich um Ukrainer, aber auch einige Menschen aus anderen Staaten, beispielsweise ausländische Studenten.
Die Behörden in Deutschland seien dabei, humanitäre Hilfe auf den Weg zu bringen, sagte der Sprecher. So bereite sich das Technische Hilfswerk auf Transporte vor und beschaffe Hilfsgüter. Auf EU-Ebene spreche man über Hubs, also Knotenpunkte, wo medizinisches Material und Ausstattung nahe der Grenze zur Ukraine gebündelt werden solle. Auch für die Nachbarländer der Ukraine solle es Hilfe geben.
Baerbock: Werden alle aufnehmen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock betonte, dass die EU und Deutschland alle ukrainischen Flüchtlinge aufnehmen werde. Man sei gemeinsam an den Grenzen des Landes präsent, um zu helfen, sagte die Grünen-Politikerin. Zugleich bremste sie bei dem Wunsch der Ukraine, der EU beizutreten. Dies sei keine Entwicklung, die sich in einigen Monaten vollziehen könne. Baerbock fordert zudem alle Deutschen in Russland auf, eine Ausreise in Erwägung zu ziehen, wenn eine Präsenz nicht dringend nötig sei.
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl begrüßte die Aufnahmebereitschaft der Nachbarländer, drängte aber darauf, dass auch Nichtukrainer aus dem Krisengebiet über die Grenzen in Nachbarländer gelassen werden müssten. "Die Ukraine hat in den vergangenen Jahren selbst vielen Menschen Schutz vor Krieg und Verfolgung geboten, zum Beispiel aus Syrien, Tschetschenien und Somalia", erklärte die Organisation. Hinzu kämen aus Kabul evakuierte Afghanen und Studierende aus der ganzen Welt. "Die Bomben machen keinen Unterschied, was Staatsangehörigkeit oder Hautfarbe betrifft, und genauso wenig darf an den Grenzen ein solcher Unterschied gemacht werden", sagte der Leiter der Europa-Abteilung von Pro Asyl, Karl Kopp.