Krieg gegen die Ukraine Ukraine will eigene Flugabwehrsysteme bauen
Nur noch wenige Flugabwehrsysteme sowjetischer Bauart sind verfügbar, auch die Munition wird knapp. Die Ukraine kündigt deshalb an, zur Verteidigung gegen den russischen Angriff selbst Flugabwehrsysteme zu bauen.
Die Ukraine plant den Bau eigener Flugabwehrsysteme. Diese Grundsatzentscheidung werde sehr bald umgesetzt, sagte der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak.
"Wir werden bald Spezialisten haben, die einen Plan für unsere eigene Produktion von allem, was wir brauchen, entwickeln werden, vor allem von Luftverteidigungswaffen", so Jermak.
Ukraine braucht mehr Flugabwehr
Die Ukraine verfügt nur noch über wenige Flugabwehrwaffen sowjetischer Bauart, für die auch die Munition knapp wird. Deshalb ist die Entwicklung neuer, eigener Systeme wichtig, wie Jermak sie ankündigte.
Zugleich brauche das Land aber mehr ausländische Flugabwehrsysteme mittlerer und großer Reichweite wie Iris-T, NASAMS oder Patriot, sagte Jurij Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe. Nur dann werde es gelingen, russische Marschflugkörper und Flugzeuge abzuwehren.
Der Schutz der ukrainischen Städte verbesserte sich im vergangenen Winter, als die Ukraine Waffen wie den Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard und die Systeme Iris-T und Patriot bekam.
Botschafter dankt für Iris-T
Auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, unterstrich die Bedeutung der Waffenlieferungen. Er widersprach in der "Mitteldeutschen Zeitung" Befürchtungen, Deutschland könne dadurch selbst Kriegspartei werden.
"Die Ukraine braucht kein in den Krieg hineingezogenes Deutschland. Was wir brauchen, ist etwas, um uns zu beschützen. Es gibt zum Beispiel kein besseres Flugabwehrsystem als Iris-T, um unsere Zivilisten vor russischen Drohnen und Raketen zu schützen", sagte er.
Einen Wendepunkt sah Makeiev nicht - trotz jüngster militärischer Erfolge der Ukraine, zum Beispiel den Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol. "Ein Wendepunkt wäre, wenn sich die russischen Truppen zurückziehen", so Makeiev. In der Nacht auf Samstag steuerten nach Luftwaffenangaben in Kiew erneut russische Kampfdrohnen Ziele im Süden der Ukraine an.
Im Bodenkrieg setzten sich dem Lagebericht des ukrainischen Generalstabs zufolge die verlustreichen Gefechte an den Frontabschnitten Bachmut und Robotyne fort. Dort greife die ukrainische Armee an. Russische Versuche, verlorene Positionen wiederzugewinnen, seien abgewehrt wurden. Die Militärangaben sind nicht überprüfbar.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Russland feiert ein Jahr Annexion
In Russland wurde am Freitag die völkerrechtswidrige Angliederung der ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja vor einem Jahr gefeiert. Allerdings kontrolliert die russische Armee die beanspruchten Gebiete nur teilweise. Auf dem Roten Platz in Moskau fand ein großes Konzert statt.
Der russische Präsident Wladimir Putin traf sich mit Soldaten, die angeblich in der Ukraine eingesetzt waren. Bei dem Treffen legte er auch eine Schweigeminute ein für ehemalige Häftlinge, die aus dem Straflager entlassen worden waren, um gegen das Nachbarland zu kämpfen, und dort getötet worden waren. Durch den Kriegseinsatz hätten sich die Häftlinge von ihrer Schuld befreit, sagte Putin.
Russland hat seit dem Einmarsch in die Ukraine immer wieder auch Gefängnisinsassen für den Kampfeinsatz rekrutiert. Viele von ihnen starben in den verlustreichen Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut vor einigen Monaten.
Selenskyj gedenkt des Massenmords an Juden
Zum 82. Jahrestag des Massakers von Babyn Jar unter deutscher Besatzung 1941 erinnerte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an die Opfer. "In nur wenigen Tagen wurden im September 1941 mehr als 30.000 Menschen getötet", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Es ist sehr wichtig, die Erinnerung an diese Opfer wach zu halten und daran, dass das Böse, das durch den Holocaust begangen wurde, besiegt und bestraft wurde."
In der Schlucht Babyn Jar am nordwestlichen Stadtrand von Kiew erschossen deutsche Einsatzkräfte am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Insgesamt seien dort in der Zeit der deutschen Besatzung etwa 100.000 Menschen ermordet worden, neben Juden auch Ukrainer, Roma und Angehörige anderer Volksgruppen, sagte Selenskyj.
Schweiz hilft beim Minenräumen
Die Schweiz will bei der Minenräumung in der Ukraine ein Viertel des nötigen Budgets finanzieren. Das teilte Außenminister Ignazio Cassis in Bern mit. Das Land stelle 100 der von der Ukraine für nötig befundenen 400 Millionen US-Dollar (rund 380 Millionen Euro) zur Verfügung.
Die Minenräumung kann großflächig allerdings erst gestartet werden, wenn die Kampfhandlungen beendet sind. Die Schweiz ist international in der Kritik, weil sie auch in Bezug auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf ihre Neutralität pocht.
Von den 400 Millionen US-Dollar hätten die USA schon die Hälfte zugesagt, sagte Cassis. Das neue Schweizer Geld soll in den Jahren 2024 bis 2027 eingesetzt werden.