Ukraine-Wiederaufbaukonferenz Hoffen auf Hilfszusagen in Berlin
Trotz des anhaltenden Krieges muss die Ukraine schon jetzt am Wiederaufbau arbeiten. Doch wegen der starken Zerstörung scheint das ohne internationale Hilfe unmöglich. Das Land hofft daher auf die Wiederaufbaukonferenz in Berlin.
Die Sonne brennt heiß auf Nord-Saltiwka - jenen Stadtteil von Charkiw im Osten der Ukraine, der am meisten unter russischen Luft- und Artillerieangriffen gelitten hat. Viele Häuser sind bis heute schwer zerstört. Tatjana Wiktorowna hat gerade Trinkwasser an einer öffentlichen Ausgabestelle geholt.
"Die Stadt hilft sehr - das Problem ist, dass unsere ganze Nachbarschaft zerstört ist", sagt sie. "Die Stadt kann nicht allen helfen. Ich bin dankbar für die neuen Fenster. In den Regionen, die nicht so stark zerstört sind, wird auch wieder aufgebaut. In jenen Vierteln werden ständig Häuser repariert."
Wiktorownas Wohnhaus aber ist bis heute stark zerstört. Die Rentnerin und ihr Ehemann müssen Vieles selbst reparieren. Auch den Einbau der von der Stadt finanzierten neuen Fenster musste Wiktorowna selbst bezahlen.
"Schulen und Kindergärten sind zerstört"
Besuch in der Kleinstadt Isjum, etwa 120 Kilometer südöstlich von Charkiw. Über eineinhalb Jahre nach Rückeroberung durch die ukrainische Armee bietet sich hier ein ähnliches Bild. "Das drängendste Problem ist der Wiederaufbau", sagt Bürgermeister Walerij Martschenko. "Es gibt viele Zerstörungen. Wohnhäuser sind zu fast achtzig Prozent beschädigt, Eigentumshäuser zu dreißig Prozent. Das ist derzeit die Hauptaufgabe."
Die wichtigsten Versorgungsdienste funktionierten wieder. In fast 80 Prozent der Gebäude gebe es Strom, Wasser und Wärme. "Wir müssen jetzt die Infrastruktur wieder aufbauen. Schulen, Kindergärten und Verwaltungsgebäude sind zerstört." Ohne internationale Hilfe sei der Wiederaufbau unmöglich.
Russland nimmt Kraftwerke ins Visier
Dem Staat fehlt es an Geld - und die Kommunen haben aufgrund der Zerstörung kaum eigene Einnahmen. Die Ukraine hofft daher auf konkrete Zusagen bei der Wiederaufbaukonferenz in Berlin, auch im Bereich Energiesicherheit. Denn gezielte russische Luftangriffe haben das Energiesystem der Ukraine mittlerweile massiv zerstört, erklärt Georg Zachmann vom Helmholtz-Zentrum. Das betreffe einen Großteil der flexiblen Kapazitäten, insbesondere der alten Kohlekraftwerke, so Zachmann.
"Anders als in den Vorjahren, als die Russen vor allem die Übertragungsnetze angegriffen haben, sind jetzt die Kraftwerke angegriffen, teilweise zerstört, teilweise zu einem gewissen Grad unbrauchbar gemacht worden. Und es sieht jetzt so aus, dass wir einen schwierigen Sommer vor uns haben und einen noch schwierigeren Winter, wenn nicht die richtigen Maßnahmen getroffen werden."
Spannungen in der Innenpolitik
Viele Menschen in der Ukraine hoffen auf konkrete Ergebnisse der Wiederaufbaukonferenz. Doch Spannungen in der ukrainischen Innenpolitik könnten den Wiederaufbau des Landes verhindern.
Der Leiter der ukrainischen Agentur für Wiederaufbau reichte erst am Montag seinen Rücktritt ein. Seine Behörde sei von der ukrainischen Regierung behindert worden, begründete Mustaqfa Nayyem seine Entscheidung.