Tödlicher Bootsunfall in Italien Zwei Deutsche zu Haftstrafen verurteilt
Zwei Münchner stoßen mit ihrem Luxusboot nachts auf dem Gardasee mit dem Boot eines italienischen Pärchens zusammen. Das Pärchen stirbt. Jetzt wurden die beiden Männer verurteilt.
Die Urteilsverkündigung im Saal 0.25 des Brescianer Gerichtspalasts dauerte nur wenige Minuten. Danach verschwand der Hauptangeklagte mit seiner Ehefrau und seinen Anwälten durch einen Seiteneingang, ohne eine Erklärung abzugeben.
Vor dem Gerichtsgebäude kämpfen Raffaele und Nadia Nedrotti, die Eltern der bei dem Unfall ums Leben gekommenen 25 Jahre alten Greta, mit den Tränen. Er habe verstanden, sagt der Vater, dass das italienische Recht keine höheren Strafen hergebe. Aber: "Wir sind zu lebenslang, zu lebenslangem Schmerz verurteilt. Das ist das, was wir für immer tragen müssen."
Die Angeklagten aus München, beide 52 Jahre alt, hatten sich wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung verantworten müssen. Das Gericht verurteilte sie zu relativ geringen Freiheitsstrafen: Der Bootslenker soll für vier Jahre und sechs Monate in Haft, der Eigentümer bekam zwei Jahre und elf Monate.
Alkoholisiert über den Gardasee
Im vergangenen Juni waren die beiden nachts auf dem Gardasee unterwegs, in alkoholisiertem Zustand und mit zu hoher Geschwindigkeit auf ihrem Luxus-Motorboot der Marke Riva. In der Nähe der Ortschaft Salò, am Westufer des Gardasees, rammten sie das Holzboot eines italienischen Pärchens. Der 37 Jahre alte Umberto Garzarella und Greta Nedrotti kamen bei dem Unfall ums Leben.
Enzo Garzarella, der Vater Umbertos, sagt, er kämpfe bis heute mit seiner Trauer: "Nachts schlafe ich nicht, immer wieder klopft dieser Schmerz in meiner Brust. Es ist eine Sache, die man nicht beschreiben kann."
"Verantwortung der Angeklagten klargestellt"
Der Anwalt der Familie Garzarella, Raimondo Del Dosso, gab sich nach dem Urteil grundsätzlich zufrieden mit dem Richterspruch: "Mit den beiden Verurteilungen bin ich einverstanden. Weil damit die Verantwortung der Angeklagten klargestellt wird. Man kann einfach nicht auf dem See fahren, in diesem Zustand, ohne Rücksicht und Aufmerksamkeit. Die Höhe der Strafen halte ich für etwas zu gering - aber das formale und juristische Ergebnis ist sehr wichtig."
Die beiden deutschen Angeklagten hatten im Prozess unter anderem geltend gemacht, sie hätten zwar einen Aufprall bemerkt, aber geglaubt, sie seien mit Treibholz zusammengestoßen. Die Bilder einer Überwachungskamera am nahe gelegenen Ufer zeigten aber, dass das Motorboot der Deutschen durch die Wucht des Aufpralls beim Unfall deutlich in die Luft sprang. Außerdem wurde die Außenwand des Luxusboots beschädigt.
Polizisten untersuchen ein beschädigtes Holzboot. Ein italienisches Pärchen überlebte den Unfall nicht.
"Lex Gardasee" gegen Raserei auf dem Wasser
Als Konsequenz aus dem Unglück will Italien jetzt die Gesetze für Verkehrsdelikte auf dem Wasser verschärfen. Bislang können nur Raser auf Straßen auch wegen Mordes verurteilt werden. Auf Wasserstraßen ist dies bislang nicht möglich. Die geplante Gesetzesverschärfung, die sogenannte "Lex Gardasee", ist bereits von einer Kammer des italienischen Parlaments beschlossen worden.
Enzo Garzarella sagt, er finde ein solches Gesetz sei überfällig - seinen Sohn aber bringe es ihm nicht wieder zurück: "Ich war vorgestern in seiner Wohnung, um alles zu regeln. Das ist hart. Als ich die Kleidung meines Vaters weggeräumt habe, war das auch ein schöner Moment der Erinnerung. Aber bei Deinem Sohn… nein. Ich habe sein Parfüm und seine Arbeitssachen behalten. Alles andere habe ich weggetan."
Über die Bootsversicherung der beiden Angeklagten hat die Familie Garzarella eine Entschädigung von 1,3 Millionen Euro erhalten, die Familie Nedrotti 2,5 Millionen. Das Urteil gegen die beiden Deutschen ist noch nicht rechtskräftig, sie können Berufung einlegen. Der Steuermann befindet sich zurzeit in Hausarrest in Italien, der Eigentümer des Bootes hält sich in Deutschland auf.