Telefonat mit Lawrow Blinken fordert Freilassung von US-Reporter
Telefonate sind selten geworden zwischen den beiden, doch jetzt hat US-Außenminister Blinken mit seinem russischen Kollegen Lawrow gesprochen - und die sofortige Freilassung des vor kurzem inhaftierten "Wall Street Journal"-Reporters gefordert.
US-Außenminister Antony Blinken hat in einem seltenen direkten Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow die sofortige Freilassung des inhaftierten amerikanischen Journalisten Evan Gershkovich verlangt. Das US-Außenministerium teilte mit, Blinken und Lawrow hätten am Sonntag telefoniert.
Blinken habe die "große Besorgnis" der US-Regierung über die Inhaftierung des Reporters übermittelt und dessen unverzügliche Freilassung gefordert. Auch sei es in dem Gespräch um den seit Langem inhaftierten US-Bürger Paul Whelan gegangen.
Lawrow verweist auf Entscheidung des Gerichts
Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind Telefonate der beiden Außenminister rar geworden. Das russische Außenministerium teilte nach dem Gespräch mit, Lawrow habe Blinken aufgefordert, die Entscheidungen der russischen Behörden zu respektieren, die in Übereinstimmung mit der Gesetzgebung und den internationalen Verpflichtungen Russlands stünden. Das Gericht entscheide über das weitere Schicksal des Reporters, sagte Lawrow demnach.
Zudem sei von russischer Seite betont worden, dass es inakzeptabel sei, dass Offizielle in Washington und westliche Medien Druck machten mit der Absicht, dem Fall einen politischen Anstrich zu geben.
Gershkovich drohen bis zu 20 Jahre Haft
Wegen angeblicher Spionage für die USA hatte ein Gericht in Moskau am Donnerstag Haftbefehl gegen Gershkovich erlassen. Der Journalist des "Wall Street Journals" hatte auch zu Russlands Krieg gegen die Ukraine recherchiert. Er sei zunächst bis 29. Mai in Untersuchungshaft, teilte das Gericht mit.
Gershkovich drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft. Das "Wall Street Journal" wies die Vorwürfe gegen seinen Mitarbeiter zurück. Das Weiße Haus nannte die Spionagevorwürfe lächerlich und verurteilte die Inhaftierung Gershkovichs scharf.
Auch US-Präsident Joe Biden hatte Russland am Freitag aufgerufen, ihn freizulassen. Der US-Amerikaner Paul Whelan wiederum sitzt bereits seit mehreren Jahren in Russland in Haft - ebenfalls wegen angeblicher Spionage.