Drohender Vulkanausbruch auf Island Fünf Minuten zum Packen
Seit Tagen rumort es unter dem isländischen Ort Grindavik - Straßen und Wasserrohre wurden schon zerstört. Wegen des drohenden Vulkanausbruchs müssen die Bewohner nun in kürzester Zeit ihre Häuser räumen.
In aller Hast haben die Einwohnerinnen und Einwohner von Grindavík ihre Häuser verlassen müssen. Jetzt durften viele von ihnen kurz zurück, um das Nötigste zu holen. Unterstützt von Polizei und Rettungskräften hatten sie nur wenige Minuten, um Wertgegenstände, Pässe, Kleidung und Zahnbüsten zusammenzuraffen.
Solveig Thorbergsdottír stopft Plastiksäcke mit ihren Besitztümern in ihr Auto. "Ich war so verwirrt, als ich ins Haus bin. Ich hatte nur fünf Minuten, aber ich habe versucht, sie auf 15 auszudehnen und habe alles gerettet, was ich gesehen habe", erzählt sie.
Wasserrohre und Stromleitungen zerstört
Schon seit Ende Oktober wackelt im Küstenort Grindavík auf der Halbinsel Reykjanes die Erde. Auf einer Länge von 15 Kilometern bewegt sich Magma unter der Oberfläche. Die unterirdische Kraft hat riesige Furchen in die Straßen gerissen, Wasserrohre und Stromleitungen zerstört.
Nach vielen schlaflosen Nächten hieß es für die Bewohner: Raus aus den Häusern. Es sei nicht mehr sicher. Ob sie ihr Haus noch einmal wieder sieht, weiß Thorbergsdottír nicht. Aber immerhin hat sie nun vieles von ideellem Wert bei sich: "Fotos von meinen Enkelkindern. Fotos von mir, als ich jung war. Meine besten Klamotten, mein Hochzeitskleid."
Vieles andere bleibt zurück. Auch viele Tiere: Katzen, Papageien, Schafe, Hühner. Omar David Olafsson fährt mit einem Trailer davon, auf dem sich Schafe drängen und wild durcheinanderblöken. "Das sind unsere Schafe, sie waren im Haus. Jetzt evakuieren wir sie."
"So ist die Situation gerade nun einmal"
Fünf Minuten, um das eigene Leben zusammenzupacken. Nur eine Person pro Haushalt. Dass das für die Anwohner eine stressige Situation ist, versteht Polizist Olafur Orvar Olafsson. Er organisiert die Aktion. "Bei uns hat sich noch niemand beschwert. Dabei könnte ich verstehen, wenn sie damit nicht glücklich wären. Aber so ist die Situation gerade nun einmal."
Sorgen machen sich die Bewohner von Grindavík jetzt schon über die Zeit nach den Erdbeben. Mateusz Droszkowski kommt ursprünglich aus Polen und hat sein Haus in Island erst vergangenes Jahr gekauft.
"Wir haben alles Geld, was wir hatten, da reingesteckt, und unser Haus in Polen verkauft. Wir wollten hier ein neues Leben anfangen. Jetzt ist alles unsicher, wir haben einen hohen Kredit und wissen nicht, ob die Bank oder die Versicherung uns helfen werden."
Währenddessen schwebt die Gefahr eines Vulkanausbruchs weiter über der Reykjanes-Halbinsel. Wo genau - und ob überhaupt - es zu einem Ausbruch kommt, kann weiterhin niemand voraussagen.