UN-Bericht Weltbevölkerung wächst langsamer
Acht Milliarden Menschen sollen den Vereinten Nationen zufolge im November auf der Erde leben. Vor allem im globalen Süden ist die Geburtenrate demnach weiterhin hoch. Insgesamt wächst die Zahl der Menschen aber langsamer.
Die Zahl der Menschen auf der Erde wächst einem neuen UN-Bericht zufolge immer langsamer. "Im Jahr 2020 ist die Wachstumsrate der Weltbevölkerung erstmals seit 1950 auf unter ein Prozent pro Jahr gesunken", teilten die Vereinten Nationen in einem neuen Bericht zum Weltbevölkerungstag mit.
Aktuell liege das Bevölkerungswachstum nur noch bei 0,8 Prozent, teilte die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) unter Berufung auf die UN-Daten mit. Wegen der Corona-Pandemie sei außerdem die Lebenserwartung im Jahr 2021 auf 71 Jahre gesunken - 2019 habe sie noch bei 72,8 Jahren gelegen.
Acht-Milliarden-Marke fällt im November
Die Daten bedeuten der Stiftung zufolge jedoch keine Trendumkehr in Sachen Bevölkerungswachstum. In absoluten Zahlen nehme die Weltbevölkerung schließlich weiter zu - um rund 66 Millionen Menschen pro Jahr oder durchschnittlich 2,1 Menschen pro Sekunde.
Momentan lebten 7.977.000.000 Menschen auf der Erde, teilte die Stiftung weiter mit. Voraussichtlich am 15. November dieses Jahres werde die Schwelle von acht Milliarden erreicht. Für 2030 sagen die Forscher 8,5 Milliarden Menschen auf dem Planeten voraus, für 2050 9,7, bevor es 2080 eine Spitze von 10,4 Milliarden Menschen geben soll, die den Schätzungen zufolge bis etwa 2100 hält.
Forderung nach "feministischer Entwicklungspolitik"
Vor allem im globalen Süden sei die Geburtenziffer noch immer hoch. Dort bekämen "viele Mädchen und Frauen immer noch mehr Kinder, als sie sich wünschen", erklärte die stellvertretende DSW-Geschäftsführerin Angela Bähr.
In Afrika südlich der Sahara beispielsweise betrage die durchschnittliche Kinderzahl einer Frau 4,6 - und liege damit trotz sinkender Zahlen noch weit über dem weltweiten Durchschnitt von 2,3. Die Möglichkeit der selbstbestimmten Familienplanung von Jugend an sei nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein Schlüssel zur Armutsbekämpfung, erklärte Bähr. "Daher fordern wir die Bundesregierung auf, dass Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln Grundpfeiler einer feministischen Entwicklungspolitik sein müssen."
Weniger Wachstum als Chance für Entwicklungsländer
Für John Wilmoth, Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung, stecken in der langfristigen globalen Entwicklung - trotz aller regionalen Unterschiede - viele Chancen vor allem für Entwicklungsländer. Dies gelte neben der Bekämpfung von Armut und Hunger vor allem für das Thema Bildung: Weniger Nachwuchs erhöhe die Aufmerksamkeit pro Kind.
"Wenn die durchschnittliche Familiengröße sinkt, wird es sowohl Familien als auch Gesellschaften möglich, mehr in jedes Kind zu investieren, die Qualität der Bildung zu verbessern und das Humankapital der Bevölkerung zu entwickeln", sagte Wilmoth der Nachrichtenagentur dpa. Kehrseite niedrigerer Geburtenraten sei jedoch, dass die Bevölkerung insgesamt älter werde und ein größerer Anteil in ein Alter komme, in dem er auf Hilfe angewiesen sei. Insbesondere, weil auch die Lebenserwartung zunehmen wird.