Corona-Pandemie WHO fordert neue Impfstoffe
Die WHO ruft Forscher auf, neue Impfstoffe zu entwickeln, die Ansteckungen mit dem Coronavirus verhindern könnten. Gesundheitsminister Lauterbach rät Älteren, sich schnell eine Auffrischungsimpfung zu besorgen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Forscherinnen und Forscher aufgerufen, neue Impfstoffe gegen das Coronavirus zu entwickeln, die auch Ansteckungen verhindern könnten. Die bisherigen Impfstoffe haben nach Überzeugung der WHO zwar weltweit Millionen Leben gerettet - die Ausbreitung des Virus aber hätten sie nicht entscheidend reduzieren können. Nötig seien außerdem auch leichter zu verabreichende Impfstoffe, etwa in Form von Nasensprays.
Wenn keine neuen Vakzine entwickelt würden, bestehe das Risiko, dass sich immer neue Virusvarianten entwickeln, gegen die die existierenden Impfstoffe weniger wirksam seien.
Impfstoffe retten Leben - aber nicht überall
Einer im Juni im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Studie zufolge haben die Impfstoffe weltweit fast 20 Millionen Leben gerettet.
Weit entfernt ist die Welt jedoch von einer gerechten Verteilung der Impfungen: In den ärmeren Ländern seien erst 28 Prozent der älteren Bevölkerung und nur 37 Prozent des Gesundheitspersonals geimpft.
Neues Impfquotenziel der WHO
Die Ziele der WHO sahen bislang vor, dass bis zur Mitte dieses Jahres 70 Prozent der Weltbevölkerung geimpft sein sollten - diese Marke wurde verfehlt. Nur 58 Staaten erreichten das Ziel.
"Selbst wenn 70 Prozent einer Bevölkerung geimpft sind, wird es weiter Todesfälle geben, Gesundheitssysteme werden unter Druck bleiben und die Erholung der Weltwirtschaft gefährdet sein, wenn viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Ältere und Kranke nicht geimpft sind", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Nun hat die WHO neue Werte definiert: Weltweit soll das gesamte Gesundheitspersonal und alle Menschen über 60 Jahre sowie durch Vorerkrankungen Gefährdete geimpft werden.
Sommerwelle bleibt hoch
In Deutschland ist die Sieben-Tage-Inzidenz der Coronainfektionen weiterhin hoch und lag am Donnerstag laut Robert Koch-Institut bei 740,3. Es wird aber weiterhin von einer großen Dunkelziffer ausgegangen. "Der Anstieg betraf vor allem Bundesländer in der Mitte und im Süden des Landes, und insbesondere die Altersgruppen ab 70 Jahre", hieß es in dem Bericht. Auch die Intensivstationen müssen wieder mehr Corona-Patienten versorgen. Mit mehr als 1300 Menschen lag ihre Zahl so hoch wie seit April nicht mehr.
Modellrechnungen der TU Berlin kommen zu dem Schluss, dass die Sommerwelle derzeit durch die Schulferien gedämpft wird, aber nach deren Ende durch Reiserückkehrer und Schule wieder ansteigen dürfte.
Sommerwelle kein Indiz für leichtere Herbstwelle
Dass die vielen Infektionen derzeit eine mögliche weitere Welle in Herbst und Winter abschwächen werden, ist laut Experten eher nicht zu erwarten: "Die hohen Fallzahlen jetzt haben natürlich bei vielen Menschen die Immunität via Infektion noch mal angestoßen, andererseits haben wir es doch mit Varianten mit hohem Immunfluchtpotenzial zu tun", sagt Hajo Zeeb vom Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. "Man kann sich also nicht sonderlich sicher fühlen in Bezug auf Infektionen im Winter, wenn man jetzt im Sommer infiziert war, es gibt ganz klar Re-Infektionen."
Lauterbach: Ältere sollten Impfung schnell auffrischen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rät älteren Menschen, ihre Corona-Impfung schnell aufzufrischen. Über 60-Jährige sollten nicht auf die neuen, an Omikron-Varianten angepassten, Impfstoffe warten, die für den Herbst erwartet werden.
"Wenn diejenigen, die älter sind und eigentlich eine zweite Booster-Impfung brauchen, warten, bis ein neuer Impfstoff da ist, kann es zu spät sein", sagte der SPD-Politiker dem Sender RTL.
Lauterbach appellierte erneut, dass es für den Herbst neue Corona-Regeln bräuchte - es drohten sonst "katastrophale" Zustände. "Wenn wir so wie jetzt in den Herbst hinein gingen, also ohne weitere Schutzmaßnahmen, ohne Masken, ohne alles, dann würde das bedeuten, dass die Fallzahlen stark steigen würden, aber auch die Intensivstationen überlastet würden."
Details zu geplanten Maßnahmen nannte Lauterbach nicht und verwies auf vertrauliche Verhandlungen mit dem FDP-geführten Justizministerium.