Europawahl Wahllokale in Deutschland geöffnet
In Deutschland und 20 weiteren EU-Ländern sind die Wahllokale geöffnet. Erste Hochrechnungen für die seit Donnerstag laufende Europawahl soll es am späten Abend geben. Insgesamt sind 427 Millionen Menschen wahlberechtigt.
Die Europawahl hat auch in Deutschland begonnen: Rund 64,8 Millionen Wahlberechtigte sind seit 8 Uhr aufgerufen, ihre Stimme abzugeben - unter ihnen sind knapp vier Millionen Bürger anderer EU-Staaten. Die deutschen Wahllokale schließen um 18 Uhr.
Neben Deutschland bestimmen Wahlberechtigte in 20 weiteren Ländern heute ihre neuen Abgeordneten für das Europäische Parlament. In Griechenland, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Litauen und Zypern öffneten die Wahllokale bereits um 6 Uhr. EU-weit sind insgesamt rund 427 Millionen Bürger wahlberechtigt. Die Europawahl hatte am Donnerstag mit den Abstimmungen in Großbritannien und den Niederlanden begonnen.
Weber oder Timmermans?
Bei der Europawahl müssen Christ- und Sozialdemokraten mit Verlusten rechnen, rechte EU-Kritiker könnten in wichtigen Ländern Erfolge verbuchen. EU-freundliche Parteien werden aber voraussichtlich auch im neuen Parlament rund zwei Drittel der Abgeordneten stellen. Ob sie Bündnisse zuwege bringen, beeinflusst nicht nur die Handlungsfähigkeit der EU, sondern auch die Besetzung wichtiger Ämter.
Auf den Posten des EU-Kommissionspräsidenten hoffen der CSU-Politiker Manfred Weber, dessen Europäische Volkspartei stärkste Kraft bleiben dürfte, sowie der Sozialdemokrat Frans Timmermans, der mit seiner Partei in den Niederlanden laut Prognosen überraschend stärkste Kraft wurde. Der bisherige Amtsinhaber Jean-Claude Juncker, der wie Weber aus der christdemokratisch-konservativen Parteienfamilie der EVP kommt, scheidet aus. Wenn Weber es schafft, nach der Wahl eine Mehrheit im Parlament zu organisieren, könnte er erster Deutscher auf dem Posten seit mehr als 50 Jahren werden.
Stimmungstest für Bundespolitik
Der Wahl gilt auch als Stimmungstest für die Bundespolitik. Nach letzten Umfragen müssen sich die Parteien der Großen Koalition auf deutliche Verluste einstellen, Union und SPD könnten ihr schlechtestes Ergebnis bislang bei Europawahlen einfahren.
Die Grünen könnten Umfragen zufolge vor der SPD zweitstärkste Kraft werden, erstmals überhaupt bei einer bundesweiten Wahl. Die AfD dürfte stärker abschneiden als bei der Wahl 2014. FDP und Linkspartei dürften abermals im einstelligen Bereich bleiben. Da es keine Sperrklausel gibt, werden voraussichtlich erneut auch Kleinstparteien Mandate im EU-Parlament gewinnen.
Wahl in Italien endet um 23 Uhr
Die nationalen Wahlbehörden müssen mit der Veröffentlichung von offiziellen Ergebnissen warten, bis in allen Staaten die Wahllokale geschlossen haben. Die letzten Wahllokale schließen um 23 Uhr in Italien.
Wie bei Bundestagswahlen gibt es um 18 Uhr bei ARD und ZDF eine Prognose für das bundesweite Ergebnis, ab 18.15 Uhr werden Hochrechnungen erwartet. Ab 20.15 Uhr soll es von der EU eine Prognose für das Europaparlament auf Basis von Nachwahlbefragungen und Umfragen vor der Wahl geben. Um 23.15 Uhr will das Europaparlament dann eine erste Hochrechnung veröffentlichen, in die offizielle Endergebnisse und vorläufige Ergebnisse aus den meisten der 28 EU-Staaten einfließen.