Umverteilung von Flüchtlingen 19 machen den Anfang
Von Italien nach Schweden - mit 19 Eritreern hat die EU medienwirksam ihre Aktion zur Umverteilung von Flüchtlingen begonnen. 19 von insgesamt 160.000 - ein bescheidener Anfang. Doch auf entsprechende Kritik reagiert die EU gereizt.
Wenn ein EU-Kommissar, ein Innenminister und ein Außenminister einem startenden Flugzeug winken, dann hat das etwas leicht Skurriles. In dem Flugzeug sitzen 19 Eritreer, auf dem Weg von Rom nach Schweden. Aber weil sie die ersten Flüchtlinge sind, die in Europa nach mühsamen, langen Verhandlungen umverteilt werden, hat man daraus ein Medienevent gemacht.
Den drei Herren ist eine gewisse Rührung anzusehen. Italiens Innenminister Angelino Alfano spricht gar von einem großen Tag, von einem Sieg für Europa. "Die Umsiedlung der Migranten, die Hotspots, die Rückführung in die Herkunftsländer und der Kampf gegen die Menschenschleuser: Das sind die vier Pfeiler, auf denen sich die europäische Strategie aufbaut, die heute erstmals Wirklichkeit wird, mit dem Start dieses Flugzeugs."
Tropfen auf den heißen Stein
An Bord sind fünf Frauen und 14 Männer, die vorher auf der Mittelmeerinsel Lampedusa und in einer römischen Flüchtlingseinrichtung untergebracht waren. Unter ihnen ist auch Michele. Er ist noch keine drei Wochen in Italien. Zwei Tage brauchte er über das Mittelmeer. Er sagt, dass er sich auf Schweden freut, obwohl er dort niemanden kennt und keine Verwandten hat.
Und wie alle anderen will er nun sein Asylverfahren in Schweden durchstehen. Als Flüchtling aus Eritrea hat er gute Chancen. 160.000 Flüchtlinge sollen in Europa insgesamt umverteilt werden, allein mehr als 40.000 aus Italien. Da drängt sich die Frage auf, ob der heutige Tag nicht ein Tropfen auf den heißen Stein ist. EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos reagiert darauf genervt: "Es gehe nicht darum, dass nur 19 Menschen an Bord waren. Der Akt an sich zähle. "Ab heute wird das Programm implementiert. Und ich appelliere an Europa: Lasst uns vorangehen, lasst uns das Thema angehen, lasst uns diesen Menschen Hoffnung geben - aber setzen wir auch Regeln."
Umverteilung ist kein Wunschkonzert
Und dann macht der Kommissar, der in Europa für das Thema Migration zuständig ist, noch eines klar: Die Umverteilung von Flüchtlingen ist kein Wunschkonzert. Nicht nur die Länder Europas müssen sich anpassen, sondern auch die Flüchtlinge. "Die Verteilung der Flüchtlinge richtet sich nicht danach, wohin jemand gehen will. Sie müssen wissen, dass wir entscheiden, wo sie sich ansiedeln. Und wenn sie sich nicht danach richten, dann müssen sie leider wissen, dass sie sich auf die Rückreise nach Hause machen müssen."
Angesichts der mehr als 530.000 Migranten, die Europa allein schon in diesem Jahr über das Mittelmeer erreicht haben, wird die EU ihre Zahlen anpassen müssen. Aber der Anfang ist gemacht, betonen ein EU-Kommissar, ein Innenminister und ein Außenminister - und winken einem startenden Flugzeug.
In den kommenden Tagen schon sollen weitere Flugzeuge aus Italien starten. Ziel sind dann die Niederlande - und auch Deutschland.