Ein Rettungshelfer steht im Potomac River, Washington D.C., auf einem Boot neben dem Wrack der abgestürzten Passagiermaschine.

Flugunglück über Washington Feuerwehr geht nicht von Überlebenden aus

Stand: 30.01.2025 20:26 Uhr

Offenbar hat niemand die Kollision eines Passagierflugzeugs mit einem Armeehubschrauber über Washington überlebt. Die Behörden gehen von 67 Toten aus - 27 Leichen wurden geborgen. US-Präsident Trump machte bereits Schuldige aus.

Nach dem Zusammenstoß eines Passagierflugzeugs mit einem Militärhubschrauber in der US-Hauptstadt Washington rechnen Behörden nicht mit Überlebenden. "Wir befürchten, dass niemand an Bord der Maschinen das Unglück überlebt hat", sagte Feuerwehrchef John Donnely. 27 Leichen seien bislang aus dem Potomac River geborgen worden, in den das Flugzeug und der Helikopter stürzten.

Die Maschine der American Airlines mit 64 Menschen an Bord war am Mittwochabend (Ortszeit) beim Landeanflug auf den Hauptstadt-Flughafen Ronald Reagan National mit dem Armeehubschrauber zusammengestoßen. Darin befanden sich drei Soldaten.

Kerstin Klein, ARD Washington, mit Informationen zum Flugzeugunglück in Washington

tagesschau24, 30.01.2025 18:00 Uhr

Eiskunstläufer an Bord

Inzwischen gibt es erste Informationen zu den Passagieren der Zivilmaschine, die aus Wichita im Bundesstaat Kansas kam. Wie der US-Eiskunstlaufverband schrieb, war eine Gruppe Eiskunstläufer, -trainer und deren Angehörige an Bord. Sie seien auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita stattgefunden habe.

"Wir sind erschüttert über diese unsägliche Tragödie und schließen die Familien der Opfer in unser Herz", hieß es in der Mitteilung. Die Organisation könne bestätigen, "dass mehrere Mitglieder unserer Eiskunstlauf-Gemeinschaft leider an Bord des American-Airlines-Flugs 5342 waren, der gestern Abend in Washington, D.C. mit einem Hubschrauber kollidierte."

Der Kreml bestätigte unterdessen laut russischen Staatsmedien den Tod von Eiskunstläufern russischer Herkunft. "Wir sehen, dass diese traurigen Daten bestätigt werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow zu Berichten der russischen Staatsagentur TASS. Dort hieß es, dass an Bord der Passagiermaschine auch die Weltmeister im Paarlaufen von 1994 und zweimalige Olympia-Teilnehmer, Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow, gewesen sein sollen. Die beiden arbeiteten zuletzt in den USA als Trainer.

Rettungsarbeiten bei Minusgraden

300 Polizisten, Feuerwehrleute und Mitglieder der Küstenwache waren zeitweise im Einsatz, um in der Dunkelheit und im eiskalten, schlammigen Wasser des Potomac nach den Insassen der beiden Maschinen zu suchen. Die Einsatzbedingungen für die Rettungskräfte, darunter auch Taucher, seien "extrem schwierig", sagte Feuerwehrchef Donnelly. Er verwies auf die "Kälte", einen "starken Wind" und "Eis" auf dem Potomac. Die Temperaturen waren zuletzt auf bis zu minus zwölf Grad Celsius gesunken.

Warum der Hubschrauber die Flugbahn der Passagiermaschine kreuzte, ist laut Feuerwehrchef Donnelly noch unklar. Dem Pentagon zufolge war der Helikopter vom Typ UH-60 "Blackhawk" auf einem Übungsflug. Die Crew sei sehr erfahren gewesen. Der Ausbilder, der den Flug leitete, hatte nach Armeeangaben etwa 1.000 Flugstunden absolviert und kannte auch die Flugstrecke.

Das FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus. Das Verteidigungsministerium und das US-Militär haben Untersuchungen eingeleitet.

Trump hat bereits Schuldige benannt

Die Absturzermittlungen stehen noch am Anfang. US-Präsident Donald Trump machte während einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz aber bereits mehrere Schuldige aus. Es habe ein "Pilotenproblem" bei dem Helikopter gegeben, sagte Trump, ohne Belege zu nennen. Der Hubschrauber hätte stoppen können, höher oder niedriger fliegen können - er sei aber einfach weiter geflogen, so Trump.

Vor allem beklagte Trump allerdings negative Auswirkungen von Diversitätsprogrammen bei der Flugsicherung. Die Programme bei der Luftfahrtbehörde FAA zielten darauf ab, "Menschen mit schweren geistigen und psychischen Behinderungen einzustellen". Personen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen, fehlenden Gliedmaßen, teilweiser oder vollständiger Lähmung, Epilepsie, schweren geistigen Behinderungen und Zwergwuchs qualifizierten sich demnach alle für die Position eines Fluglotsen, behauptete er.

Auf die Nachfrage eines Journalisten, wie er zu dem Schluss komme, sagte Trump: "Weil ich einen gesunden Menschenverstand habe."

Fluglotsen müssen sich auch in den USA regelmäßigen Gesundheits- und Eignungstests unterziehen, darunter psychologischen Bewertungen und Stresstests. Bestimmte Erkrankungen führen in der Regel zur Disqualifikation - es gibt klare Ausschlusskriterien.

Zuvor hatte der US-Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social geschrieben, dass der Unfall "hätte verhindert werden müssen". "Warum hat der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht gesagt, was er tun soll, anstatt zu fragen, ob sie das Flugzeug gesehen haben?"

Claudia Sarre, ARD Washington, tagesschau, 30.01.2025 15:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 30. Januar 2025 um 14:00 Uhr.