80 Millionen Euro für Unterbringung EU will Athen in Flüchtlingskrise helfen
Trotz des Winters kommen weiter Tausende Flüchtlinge nach Europa - meist über die griechischen Inseln. Weil die Aufnahmelager überfüllt sind, unterstützen EU und UN jetzt Athen mit einem Millionen-Programm. Doch laut ARD-Informationen hat Athen Probleme mit dem Geld aus Brüssel.
Die EU-Kommission und das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) haben den Startschuss für ein Programm zur Unterbringungen von 20.000 Flüchtlingen in Griechenland gegeben. Das mit 80 Millionen Euro aus Brüssel finanzierte Programm soll durch Mietzuschüsse, Hotelzimmer und Gastfamilien die Verteilung der Flüchtlinge im ganzen Land ermöglichen und "sozial akzeptabel" machen, erklärte EU-Flüchtlingskommissarin Kristalina Georgieva in Athen.
Auf diese Weise sollen etwa 20.000 Asylsuchende vorübergehend ein Dach über dem Kopf erhalten. Der für Migration zuständige griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas begrüßte die Maßnahme. Am Rande der Unterzeichnung des Programms verglich er die Flüchtlingssituation in Griechenland mit einem Molotowcocktail: "Es ist wichtig, zu verhindern, dass die Flasche explodiert."
Laut Informationen des ARD-Korrespondenten Bernd Niebrügge gibt es in Griechenland aber erhebliche Probleme mit bereits überwiesenen EU-Hilfen. Die Europäische Kommission habe schon vor Wochen 33 Millionen Euro überwiesen - aber Griechenland kann das Geld nicht abrufen, weil es die notwendigen Mindeststandards für EU-Gelder nicht einhält.
Griechische Probleme mit Flüchtlingen
Erst am Wochenende war es in einem Athener Auffanglager zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Migranten gekommen. Etwa 100 Menschen wurden festgenommen und vorübergehend in eine Haftanstalt nahe der Stadt Korinth gebracht.
Beschlossen worden war das heute gestartete Hilfsprogramm im Oktober auf einem Gipfel der europäischen Balkan-Anrainerstaaten und Deutschlands. Die griechische Regierung hat sich parallel verpflichtet, selbst 20.000 Plätze in Aufnahmezentren und Lagern zu schaffen.
Georgieva zeigte sich zuversichtlich, dass es gemeinsam gelingen werde, bis Januar insgesamt 30.000 Menschen Herberge zu geben. Knapp 5000 Plätze sollen auf den Inseln Lesbos, Leros und Chios entstehen, auf denen die meisten Einwanderer von der türkischen Küste aus eintreffen.
Griechenland will Internierungslager wieder in Betrieb nehmen
Die linksgeführte Regierung in Athen will für die Unterbringung der Flüchtlinge auch die Internierungslager wieder in Betrieb nehmen, die sie im vergangenem Frühjahr geschlossen hatte. Die Vorgängerregierung hatte irregulär eingewanderte Menschen und Asylbewerber dort festgehalten.
In Zukunft sollen in den Haftanstalten mit 5500 Plätzen abgelehnte Asylbewerber bis zu ihrer beschleunigten Abschiebung untergebracht werden. In Griechenland sind in diesem Jahr Hunderttausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien eingetroffen - alleine im November waren es laut Vereinte Nationen 140.000 Menschen.
Die meisten der nach Griechenland kommenden Flüchtlinge versuchen, über die Balkanroute nach Deutschland oder Schweden zu gelangen. Durch ihre bessere Unterbringung in Griechenland sowie ihre gezielte Umsiedlung auf andere EU-Länder will Brüssel die unkontrollierten Flüchtlingstrecks stoppen.