Türkische Metropole 38 Tote bei Doppelanschlag in Istanbul
Wieder Anschläge in Istanbul, sie galten offenbar der Polizei. 38 Menschen starben, mehr als 150 wurden verletzt. Von "abscheulichen, niederträchtigen" Taten sprachen Regierung und Präsident Erdogan. Bislang bekannte sich niemand, wie R. Baumgarten berichtet. Die Regierung verdächtigt die PKK.
Wieder Terror und wieder Istanbul. Um 22.29 Uhr Ortszeit war gestern Abend kurz nach dem Fußballspiel zwischen Besiktas und Bursaspor nahe der Vodafone-Arena in Istanbul eine Autobombe gezündet worden.
Ein vorbeifahrendes Auto sei offenbar per Fernzündung zu Explosion gebracht worden, erklärte am frühen Morgen der stellvertretende Regierungschef Numan Kurtulmus. "45 Sekunden später wurde ein Mann im naheliegenden Macka-Park bei einer Gruppe Polizisten angehalten. Diese Person sprengte sich selbst in die Luft. Die Türkei hat zwei niederträchtige Bombenanschläge erlebt."
Attentäter zielten auf Polizei
Zehntausende Fußballfans hatten sowohl das Stadion im Istanbuler Stadtteil Besiktas als auch die nähere Umgebung bereits weitgehend verlassen. Der Anschlag, so Innenminister Süleyman Soylu, habe eindeutig der Polizei gegolten. "Wir sind sehr traurig, dies unserem Volk mitteilen zu müssen." Inzwischen veröffentlichten die Behörden neue Opferzahlen: Es gab mindestens 38 Tote, 30 von ihnen waren Polizisten. Mehr als 150 Menschen wurden verletzt.
Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Anschläge "abscheulich". Zu der Tat bekannte sich bislang niemand. Die Polizei riegelte das gesamte Gebiet rund um die Vodafone-Arena ab, die im Stadtteil Besiktas im europäischen Teil der Metropole liegt. Zehn Verdächtige nahm die Polizei fest.
Der türkische Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus vermutet die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem Doppelanschlag in Istanbul. Dass bei dem Bombenanschlag ein Fahrzeug verwendet wurde, deute auf die PKK hin, sagte Kurtulmus laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Es seien zwischen 300 und 400 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. Allerdings liefen die Untersuchungen noch und aktuell könnten noch keine definitiven Aussagen zur Täterschaft gemacht werden.
Türkei im Mehrfrontenkrieg
In Istanbul hatte es in diesem Jahr schon mehrere schwere Anschläge mit Dutzenden Toten gegeben. Dafür verantwortlich gemacht wurden die Terrormiliz "Islamischer Staat" sowie die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK oder deren Splittergruppe "Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK).
Die Türkei führt einen Mehrfrontenkrieg im Kampf gegen Terrororganisationen. Im vorwiegend kurdischen Südosten des Landes kamen seit Mitte vergangenen Jahres Hunderte Menschen im wieder ausgebrochene Konflikt mit der PKK ums Leben, Zehntausende sind geflüchtet.
In Nordsyrien war die türkische Armee gemeinsam mit verbündeten syrischen Milizen nach Al-Bab vorgedrungen - einer Hochburg der IS-Terrormiliz. Der IS wird für den Tod von zwölf deutschen Touristen im Januar sowie für den Anschlag auf Touristen im Stadtteil Beyoglu sowie für den Terrorangriff auf den Atatürk-Flughafen im Sommer dieses Jahres verantwortlich gemacht.