Britische Opposition Starmer ist neuer Labour-Chef
Die britische Labour-Partei vollzieht den Kurswechsel: Die Basis wählte Keir Starmer zum neuen Parteichef. Der 57-Jährige steht für die Abkehr vom linksgerichteten Stil Jeremy Corbyns. Dessen Vertraute unterlag deutlich.
Keir Starmer ist zum Chef der britischen Labour-Partei gewählt worden. Auf ihn entfielen 275.780 Stimmen - das sind 56,2 Prozent. Für Rebecca Long-Bailey sprachen sich 135.218 (27,6 Prozent) und für die drittplatzierte Lisa Nandy 79.597 Wählerinnen und Wähler (16,2 Prozent) aus. Das teilten die Sozialdemokraten mit.
Zur Vizechefin wurde die bisherige bildungspolitische Sprecherin Angela Rayner gewählt. Partei- und Gewerkschaftsmitglieder sowie Labour-Unterstützer hatten zwischen dem 21. Februar und 2. April abstimmen können.
"Privileg meines Lebens"
Der ehemalige Menschenrechtsanwalt Starmer setzte sich damit deutlich gegen Long-Bailey und Nandy durch. Seine Wahl gilt als klare Abkehr von dem linksgerichteten Kurs der Partei in den vergangenen Jahren unter Jeremy Corbyn.
In einer ersten Reaktion sprach der 57-Jährige von einer Ehre und dem "Privileg meines Lebens". Seine Aufgabe werde es sein, der Labour-Partei Selbstvertrauen und Hoffnung zu geben.
Bittere Niederlage gegen Johnson
Starmer tritt die Nachfolge Corbyns in schwierigen Zeiten für die Partei an. Labour hatte bei der Parlamentswahl im vergangenen Dezember unter Corbyn ein katastrophales Ergebnis eingefahren. Viele Labour-Anhänger machten Corbyn wegen seiner unklaren Position zum Brexit für die Wahlschlappe verantwortlich. Diese Vorwürfe hatte es bereits rund um das Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens gegeben.
Trotzdem trat der 70-Jährige nicht sofort zurück, sondern blieb fast vier weitere Monate im Amt. Kritiker vermuteten, dass er in dieser Zeit Unterstützung für seine Vertraute Long-Bailey mobilisieren wollte.
Außerdem wurden Corbyn und seine Mitstreiter intern wie von einer größeren Öffentlichkeit dafür angegriffen, dass sie antisemitische Tendenzen in der Partei duldeten. Starmer dürfte auch hier auf einen Neustart hinarbeiten.
Starmer saß als Brexit-Experte im Schattenkabinett Corbyns - er gilt als Gegner des EU-Austritts.
Einladung von Johnson
Premierminister Boris Johnson rief die Chefs aller Oppositionsparteien zur Zusammenarbeit im Kampf gegen die Folgen des Coronavirus auf. Er lud die Parteichefs zu einem gemeinsamen Briefing mit Regierungsexperten in der kommenden Woche ein.