Historische Wahlschlappe Corbyn tritt zurück - im neuen Jahr
Die Niederlage ist deutlich. Labour verlor bei der Parlamentswahl rund ein Viertel der Mandate. Die Verantwortung will Parteichef Corbyn nicht übernehmen. Seinen Rücktritt kündigte er trotzdem an.
Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn will nach der historischen Wahlschlappe der Labour-Partei zurücktreten - aber erst in einigen Monaten. Wann genau, das entscheide das Führungsgremium der Partei, das "in nächster Zukunft" zusammentreten werde, so Corbyn. Wenn sein Nachfolger gewählt werde, trete er zurück. "Das wird in den Anfangsmonaten des nächsten Jahres sein."
Nach Auszählung aller Wahlkreise verlor Labour 59 Mandate und kam nur noch auf 203 - so wenig Abgeordnete wie seit mehr als 80 Jahren nicht mehr. Die Konservative Partei von Premier Boris Johnson gewann 47 Sitze dazu kam auf 365 der 650 Mandate.
"Schwierige Position in Brexit-Frage"
Corbyn übernahm keine Verantwortung für die Niederlage. Er habe alles getan, um die Partei zu führen und Programme zu entwickeln. "Seit ich Parteichef geworden bin, hat sich die Mitgliederzahl verdoppelt", sagte er.
In der Brexit-Frage sei die Partei in einer schwierigen Position gewesen. Unter ihren Anhängern seien Wähler, die den Austritt Großbritanniens aus der EU wollten, aber auch solche, die Mitglied bleiben wollten. "Meine ganze Strategie war es, die Hand über diesen Brexit-Graben hinweg auszustrecken und die Menschen zusammenzubringen", sagte er. Corbyn hatte seine eigene Haltung zum Brexit nie klar geäußert. Er sagte im Wahlkampf, er wolle neutral bleiben.
Corbyn hatte nach der Wahlniederlage Ed Milibands und einem anschließenden Flügelstreit im Jahr 2015 den Labour-Vorsitz übernommen und die Partei anschließend stark nach links ausgerichtet. Er gilt als umstritten. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, antisemitische Tendenzen in der Labour-Partei nicht entschieden genug bekämpft zu haben. Auch gegen ihn selbst gab es Antisemitismusvorwürfe, vor allem wegen seiner als einseitig wahrgenommenen Unterstützung palästinensischer Interessen im Nahostkonflikt.