Anlaufziel für Flüchtlinge Warum Lampedusa?
Politisch gehört Lampedusa zu Italien - geografisch aber zu Afrika. Die Insel liegt nur 138 Kilometer vor der tunesischen Küste und ist damit Anlaufziel für viele Afrikaner auf ihrer Flucht nach Europa.
Kaum ein Flecken Europa liegt so nah an Afrika wie Lampedusa. Die kleine Mittelmeerinsel ist darum ein Einfallstor für viele afrikanische Flüchtlinge - und wird immer wieder zum Schauplatz fürchterlicher Flüchtlingsdramen.
Gut 5000 Einwohner bevölkern das vor der tunesischen Küste gelegene Eiland normalerweise. Doch allein währende des "Arabischen Frühlings" 2011 kamen zusammengenommen fast 48.000 Flüchtlinge nach Lampedusa. Die Lage eskalierte, als teils bis zu 6000 Immigranten zeitgleich unter unerträglichen Bedingungen auf der Insel festsaßen. Mit etwa 20 Quadratkilometern ist Lampedusa nur in etwa so groß wie die deutschen Nordseeinseln Amrum oder Langeoog.
Alte Kähne, überfüllte Schlauchboote
Die Überfahrt nach Lampedusa ist gefährlich, vor allem, weil die alten Kähne und überfüllten Schlauchboote der Migranten oft kaum seetüchtig sind. Unzählige Menschen sind schon ertrunken bei dem Versuch, auf die Insel zu gelangen. Die Gründe, warum die Menschen dieses hohe Risiko eingehen, sind unterschiedlich. Viele Afrikaner fliehen vor Krieg und politischer Verfolgung, vor Armut und Hunger. Viele versuchen aber auch, Europa zu erreichen, um hier eine Arbeit zu finden. Solche "Wirtschaftsmigranten" müssen nach Ansicht der EU wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren.
Zwischen Juli 2008 und Juli 2009 erreichten mehr als 20.000 Einwanderer aus Nordafrika Lampedusa. Dann ließ die rigide Abschiebepolitik der damaligen Regierung von Silvio Berlusconi die Zahlen stark zurückgehen - bevor die Zahl der Flüchtlinge durch den "Arabischen Frühling" wieder hoch schnellte. Auch in diesem Jahr erreichten bereits wieder mehr als 22.000 Bootsflüchtlinge die italienischen Küsten - viele davon in Lampedusa.
Platz für knapp 400 Flüchtlinge
Auf Lampedusa befindet sich ein sogenanntes offenes Durchgangslager. Es hat nach Angaben des italienischen Flüchtlingsrates CIR knapp 400 Betten. Bisweilen halten sich dort aber mehr als 1000 Menschen auf. Vor zwei Jahren zerstörte ein Feuer einen Teil des Zentrums, der nur teilweise wiederaufgebaut wurde.
Italien hat immer wieder von der EU Unterstützung gefordert, weil es sich durch den Flüchtlingsstrom überfordert fühlt. Die Bereitschaft dazu ist aber in der EU gering. Dort verweist man darauf, dass andere Staaten deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen als Italien - zum Beispiel Deutschland (2012: 64.540), Frankreich (54.940), Schweden (43.890) oder Großbritannien (27.410). Italien dagegen nahm im vergangenen Jahr lediglich 15.710 Flüchtlinge auf.