Krisensitzung zum Luftfahrt-Chaos EU will die "Tage des Durcheinanders" beenden
Deutschland trifft das Flug-Chaos ebenso wie Polen, Frankreich oder andere EU-Länder. Doch bislang gab es wenig Abstimmung. Heute soll auf einer Krisenkonferenz eine gemeinsame Haltung gefunden werden - vor allem zur Frage, wann eine Aschewolke so gefährlich ist, dass der Luftraum gesperrt werden muss.
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkkorrespondent Brüssel
Fast vier Tage hat es gedauert, bis die EU erkannt hat, dass das beispiellose Luftfahrtchaos eine europäisch abgestimmte Reaktion erfordert. Heute soll diese europäische Lösung gefunden werden. Das kündigte Spaniens Staatssekretär für Europapolitik, Diego Lopez Garrido, als Vertreter der gegenwärtigen spanischen EU-Präsidentschaft am Abend an.
Der Flugbetrieb soll wieder ausgeweitet werden
"Bis jetzt haben die nationalen Behörden nach unterschiedlichen Kriterien über die Schließung des Luftraums und der Flughäfen entschieden. Nach diesen Tagen des Durcheinanders muss jetzt ein europäischer Beschluss getroffen werden, um diese Entscheidungen vernünftig zu koordinieren", so Garrido. Vernünftig koordinieren heißt vor allem auch, den Flugbetrieb wieder auszuweiten. Auch wenn die Aschewolke weiter über Europa hängt.
So könne es ja nicht weiter gehen, meint EU-Verkehrskommissar Siim Kallas: "Wir können ja nicht einfach warten, bis die Aschewolke verschwunden ist." Die bisherige Einschätzung, welche Gefahren von der Vulkanasche ausgehen, basiert auf Computerimulationen des Londoner Beratungszentrums für Vulkanasche. Viele Fluggesellschaften hatten am Wochenende scharf kritisiert, dass die umfassenden Flugverbote allein auf dieser Grundlage verhängt werden. Die EU wolle das jetzt ändern, so der spanische Europastaatssekretär Garrido, und eine genauere und konkretere Methode der Gefahreneinschätzung finden - "mit dem von allen geteilten Ziel, den europäischen Luftraum wieder mehr zu öffnen", so Garrido.
Informationen der Airlines sollen genutzt werden
Dabei will man sich unter anderem auf die Informationen stützen, die aus den Testflügen stammen, die die Lufthansa und andere Fluggesellschaften am Wochenende durchgeführt haben. Alle diese Testflüge sind ohne Probleme und ohne Beschädigungen an den Maschinen verlaufen.
Schon am Morgen werden in Brüssel auf Expertenebene die Details der neuen Herangehensweise besprochen. Daran teilnehmen werden Vertreter der EU-Kommission, der spanischen EU-Präsidentschaft, der europäischen Flugaufsicht Eurocontrol und Luftfahrtexperten aus den Mitgliedsstaaten. Über die Vorschläge der Experten wollen dann am Nachmittag die Verkehrsminister der EU-Staaten in einer Videokonferenz entscheiden.