Macron bei EU-Politikern beliebt Drei Parteien - ein Kandidat
Er sieht sich weder rechts noch links, gehört auch nicht zum politischen Establishment - der Kandidat Macron gehört zu den Favoriten bei der französischen Präsidentschaftswahl, ist aber auch bei Europapolitikern unterschiedlicher Couleur beliebt.
Von Sabine Hackländer, ARD-Studio Brüssel
"Wenn einer eine Chance hat, Frau Le Pen wieder in die Schranken zu setzen, dann ist es Emmanuel Macron", meint der Europa-Abgeordnete der CDU, Elmar Brok. "Das bedeutet, dass im europäischen Sinne sicherlich der Macron der Kandidat wäre, der uns am liebsten wäre", sagt seine liberale Kollegin Sylvie Goulard. "Was faszinierend ist, ist die Tatsache, dass wir mit Emmanuel Macron wahrscheinlich den pro-europäischsten Kandidaten haben, seit Dekaden in Frankreich", findet Evelyne Gebhardt.
Drei Politiker, ein gemeinsamer Wunschkandidat - und dass, obwohl die erste Sozialdemokratin, der zweite Konservativer und die dritte im Bunde eine französische Liberale ist. Evelyne Gebhardt, Elmar Brok und Sylvie Goulard sind seit vielen Jahren Abgeordnete des Europaparlaments und als solche überzeugte Europäer, nur eben mit unterschiedlichen Parteibüchern.
Angst vor den Europa-Gegnern
Dass sie den unabhängigen Kandidaten Emanuel Macron bevorzugen, hängt nur zum Teil mit dessen vermeintlichen Stärken zusammen. Mindestens ebenso entscheidend seien die Schwächen der anderen, so der CDU-Politiker Brok: "Wenn Melenchon, der Kommunist und Le Pen, die Rechtsradikale, in die zweite Runde kommen, dann ist das natürlich eine Katastrophe für Frankreich und die Europäische Union. Beide sind strikte EU-Gegner, beide sind strikte Eurogegner, beide haben politische und ökonomische Konzepte, die nicht in ein Gemeinschafts-Europa hineinpassen."
Auch Konservativer Fillon kann nicht überzeugen
Strenggenommen müsste Brok dann doch eigentlich einen anderen Kandidaten favorisieren - den Konservativen Francois Fillon. Doch der hat laut übereinstimmender Auskunft aller drei Europapolitiker einige gravierende Nachteile, als da wären: "Dass so ein korrupter Mensch wie Fillon tatsächlich Kandidat bleiben kann, ist dann schon erschreckend", sagt Brok.
Der konservative Präsdidentschaftskandidat Fillion ist nicht nur bei den meisten Franzosen unbeliebt.
"Ich wusste übrigens gar nicht, dass es so teure Anzüge gibt. Und mit seiner Russlandpolitik und manchem anderen habe ich auch meine Probleme", erklärt Gebhardt zu Fillon. Brok und Gebhardt eint zudem die schmerzhafte Erinnerung daran, dass Fillon beim Referendum über eine europäische Verfassung vor nunmehr 13 Jahren das erfolgreiche Nein-Lager anführte.
Eher das geringere Übel
Ein echter Europäer sieht dann wohl doch anders aus - eben wie Emmanuel Macron. Davon jedenfalls ist die liberale Goulard felsenfest überzeugt. Sie gehört zu den Unterstützern der ersten Stunde. "Es ist auch eine Frage des Generationenwechsels für die Digitalisierung", sagt sie. "Und um uns der Zukunft zuzuwenden, wäre es auch schön, einen jüngeren Präsidenten zu haben."
Na gut, aber dann könnte doch zumindest die Sozialdemokratin Gebhardt für den sozialdemokratischen Benoit Hamon stimmen. Den findet Gebhardt zwar auch nicht übel, doch die Angst aufs falsche Pferd zu setzen und damit möglicherweise die ausgewiesenen Antieuropäer Le Pen und Melanchon in die Stichwahl kommen zu lassen, scheint dann doch zu groß. Und so lautet an diesem Sonntag für Gebhardt wie wohl für viele Franzosen die Devise: Bloß das Schlimmste verhindern helfen.