Streit mit Gazprom Österreich erhält aus Russland kein Gas mehr
Russlands Staatskonzern Gazprom stoppt von heute auf morgen seine Gaslieferungen nach Österreich. Droht dem Land nun ein Mangel? Nein, beruhigt Bundeskanzler Nehammer, die Speicher seien gut gefüllt.
Von einem Tag auf den nächsten bekommt Österreich kein Gas mehr aus Russland. Das klingt zunächst dramatisch, denn bisher kommen im Schnitt mehr als 80 Prozent der Gasimporte von dem russischen Gazprom-Konzern.
Allerdings habe sich Österreich lange auf dieses Szenario vorbereitet, betonte Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer: "Ich kann Ihnen versprechen, niemand wird in Österreich aufgrund einer Gasmangellage frieren, und keine Wohnung wird in Österreich kalt bleiben."
Mehr als ein Jahresbedarf gespeichert
Ein Lieferstopp hatte sich ohnehin angebahnt. Ende des Jahres endet ein Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine. Spätestens dann hätte Österreich seine Versorgung umstellen müssen. Daher haben die Versorgungsunternehmen schon angefangen, andere Quellen zu suchen.
Zudem sind die österreichischen Speicher derzeit gut gefüllt, so der österreichische Kanzler: "Unsere Speicher sind ganz konkret derzeit zu 93 Prozent gefüllt. Das sind 94,5 Terawattstunden Gas, das sind Milliarden Kubikmeter Gas, die in unseren Speichern liegen. Das ist mehr als ein Jahresbedarf für ganz Österreich."
Teil der Speichermenge gehört Deutschland
Auch die Regulierungsbehörde E-Control geht davon aus, dass es nicht zu einer Gasmangellage kommt. Ihre Berechnungen zeigen laut ihrem Chef Alfons Haberl, "dass die Versorgungslage in Österreich auch bei einem Ausfall der Gaslieferungen aus Russland gewährleistet ist und das über einen Zeitraum von zwei Wintern."
Ein Teil der Speichermengen gehört allerdings nicht Österreich, sondern Deutschland. Doch auch der Energieexperte Walter Boltz glaubt, dass die Mengen immer noch reichen, um Österreich über ein bis zwei Winter zu bringen. Das nun vorzeitige Aus für die russischen Lieferungen werde Gas aber teurer machen, so der Experte im ORF: "Also technisch geht’s. Wir werden keine Knappheit haben. Aber die preislichen Auswirkungen sind natürlich etwas größer, wenn man ungeplant hineinschlittert, als wenn man das sorgfältig plant und dann Schritt für Schritt umsetzt."
Grund für den Lieferstopp ist ein Streit um Schadenersatz: Ein Schiedsgericht hatte Gazprom zur Zahlung von 230 Millionen Euro verurteilt. Da Gazprom nicht zahlen will, hatte die OMV angekündigt, bei Gazprom keine Rechnungen mehr zu begleichen, bis dieser Betrag erreicht sei.