Ballons und Kerzen vor einer Papst-Statue am Gemelli-Krankenhaus in Rom.

Sorge um Gesundheitszustand Papst dankt aus dem Krankenhaus für Unterstützung

Stand: 23.02.2025 13:39 Uhr

Dem Papst ging es zuletzt schlechter. Inzwischen hat sich sein Zustand aber offenbar wieder entspannt - Unterstützung beim Atmen brauche er dennoch. In einer Mitteilung dankte er den Gläubigen und bat darum, für ihn zu beten.

Die Sorge um Papst Franziskus hatte sich zuletzt vergrößert. Laut Vatikan verschlechterte sich sein Zustand am Samstag. Er habe eine Bluttransfusion und Sauerstoff gebraucht. Die vergangene Nacht hat das Oberhaupt der katholischen Kirche aber ruhig im Krankenhaus verbracht, wie am Sonntag ein Sprecher mitteilte.

Insgesamt habe sich sein Zustand nach einer Krise am Vortag entspannt, hieß es laut Nachrichtenagentur dpa aus seiner Umgebung. Aber der an einer Lungenentzündung erkrankte Franziskus sei im Krankenhaus wieder mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt worden. Der 88-Jährige habe über einen Schlauch in der Nase Unterstützung beim Atmen bekommen.

Predigt vom Papst im Petersdom verlesen

Bereits am Vortag hatte der Vatikan mitgeteilt, dass der Papst am Sonntag zum zweiten Mal in Folge nicht das allwöchentliche Angelus-Gebet leiten könne. Die nach Vatikanangaben von Franziskus verfasste Predigt trug deshalb der Beauftragte des Papstes für das Heilige Jahr, Erzbischof Rino Fisichella, stellvertretend vor.

Aus dem Krankenhaus heraus appellierte der Papst an die Gläubigen, für ihn zu beten. "In diesen Tagen habe ich viele Botschaften der Zuneigung erhalten. Besonders berührt haben mich die Briefe und Zeichnungen von Kindern", hieß es in dem Sonntagsgebet des Papstes. "Ich vertraue alle der Fürsprache Marias an und bitte Sie, für mich zu beten."

Vor dem Gemelli-Krankenhaus in Rom haben sich Menschen versammelt.

Vor dem Gemelli-Krankenhaus, in dem der Papst liegt, versammelten sich Menschen für Gebete.

"Um gemeinsam zu wachsen, ist es notwendig, vergeben zu können"

Auch zur Weltlage äußerte sich der Papst in der Botschaft. Darin hieß es: "Morgen jährt sich zum dritten Mal der massive Krieg gegen die Ukraine: ein Anlass für Schmerz und Scham für die gesamte Menschheit. Ich wiederhole meine Nähe zum gepeinigten ukrainischen Volk und lade euch ein, an die Opfer aller bewaffneten Konflikte zu denken." Es folgte ein Aufruf, für den Frieden im Nahen Osten, in Myanmar, im Kongo und im Sudan zu beten.

In der Predigt appellierte der Papst an die Diakone, sich für die Vergebung unter den Menschen einzusetzen. "Eine Welt, in der es für die Gegner nur Hass gibt, ist eine Welt ohne Hoffnung, ohne Zukunft, die dazu verurteilt ist, von Kriegen, Spaltungen und endlosen Racheakten zerrissen zu werden, wie wir es leider auch heute auf vielen Ebenen und in verschiedenen Teilen der Welt sehen. Vergeben bedeutet also, in uns selbst und in unseren Gemeinschaften ein einladendes, sicheres Zuhause für die Zukunft zu schaffen."

Kritischer Zustand am Samstag

Der Vatikan berichtete in der Mitteilung von Samstagabend, Franziskus' Zustand sei kritisch. Er sei nicht "außer Gefahr". Bei dem 88-Jährigen sei eine "anhaltende asthmatische Atemkrise" aufgetreten, die die Gabe von Sauerstoff erfordert habe.

Es sei zudem eine Bluttransfusion nötig gewesen. Bei Blutuntersuchungen war nach Angaben des Vatikans ein Mangel an Thrombozyten, also Blutplättchen, festgestellt worden, die für die Blutgerinnung benötigt werden. Die Zahl der Blutplättchen habe sich im Zusammenhang mit einer Anämie verringert.

Franziskus sei aber wach gewesen und habe den Samstag in einem Sessel verbracht, wenn auch unter stärkeren Schmerzen als an vorherigen Tagen. "Derzeit ist die Prognose ungewiss", hieß es weiter. Franziskus liegt seit dem 14. Februrar im Gemelli-Krankenhaus in Rom.

Deutscher Kardinal: "Man steigt nicht vom Kreuz herab."

Spekulationen über einen Rücktritt trat der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller trotz des schlechten Gesundheitszustands entschieden entgegen: Eine Abdankung sei für ein Oberhaupt der katholischen Kirche "keine Option", sagte der Kardinal der italienischen Tageszeitung "Il Messaggero". "Man steigt nicht vom Kreuz herab."

Müller äußerte sich in dem Interview kritisch zum Rücktritt von Franziskus' deutschem Vorgänger Benedikt XVI., der 2013 überraschend abgedankt hatte. "Ich habe die Gründe für diesen Schritt nie verstanden", sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation. "Ich bin skeptisch gegenüber jedem päpstlichen Verzicht, nur weil man sich erschöpft fühlt und nicht mehr zurechtkommt. Dies untergräbt das Prinzip der sichtbaren Einheit der Kirche".

Wer vertritt den Papst?

Im Vatikan gibt es auch für den Fall, dass ein Papst wegen gesundheitlicher Probleme längerfristig sein Amt nicht voll ausüben kann, bestimmte Regelungen. So wurden zuletzt Bischofsernennungen oder die Bestätigung der ersten Regierungschefin im Vatikanstaat trotz ärztlicher Ruheverordnung für Franziskus als aktuelle Entscheide publiziert. Es genügte, wenn diese mit der Initiale "F" unterzeichnet wurden, damit sie in Kraft treten konnten.

Ein Grundsatz des Vatikan besagt jedoch, dass es für den Kern des Papstamtes keine Stellvertretung gibt. Allerdings können bestimmte mit dem Amt verbundene Aufgaben durchaus von anderen Kirchenvertretern übernommen werden. Außenpolitisch etwa wurde Franziskus schon in den Tagen nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vertreten.

Bei einer dauerhaften Handlungsunfähigkeit des Papstes könnte Kardinalstaatssekretär Parolin den Stuhl Petri für unbesetzt erklären. Eine solche Verhinderungserklärung gab es aber noch nie. 

Moritz Pompl, ARD Athen, tagesschau, 23.02.2025 10:18 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 23. Februar 2025 um 10:00 Uhr.