Generalaudienz in Rom "Ich danke Euch für die Liebe und das Gebet"
Mit großem Jubel haben Hunderte Gläubige den Papst zu seiner Generalaudienz in Rom begrüßt. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Rücktrittsankündigung bedankte sich Benedikt XVI. für die große Anteilnahme "in diesen für mich schwierigen Tagen". Am Nachmittag wird der 85-Jährige wohl die letzte große liturgische Zeremonie seines Pontifikats leiten: die Aschermittwoch-Messe zum Beginn der Fastenzeit.
Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom
Die Worte, auf die alle Gläubigen gewartet hatten, kamen gleich zu Beginn der päpstlichen Generalaudienz. Benedikt XVI. ging auf Italienisch kurz auf seinen angekündigten Rücktritt ein.
Er sagte: "Danke für Eure Zuneigung. Wie Ihr wisst, habe ich mich dazu entschlossen, von dem Amt zurückzutreten, das mir der Herr am 19. April 2005 anvertraut hat. Ich habe das in voller Freiheit für das Wohl der Kirche getan, nachdem ich lang gebetet und mein Gewissen vor Gott geprüft hatte. Wie bedeutend dieser Schritt ist, ist mir bewusst. Gleichzeitig ist mir aber klar, dass ich nicht mehr in der Lage bin, den Petrusdienst mit der Kraft auszuüben, die dieser erfordert."
Der Papst wurde mehrfach vom lang anhaltenden Applaus der Gläubigen unterbrochen. Er erklärte weiter: "Mich stützt und erhellt die Gewissheit, dass Kirche die Kirche Christi ist. Er wird ihr nie seine Führung und Fürsorge versagen. Ich danke Euch allen für die Liebe und das Gebet, mit dem ihr mich begleitet habt."
"Körperlich die Kraft des Gebets gespürt"
Anschließend sagte der Papst, dass er die geistige Unterstützung in den letzten Tagen förmlich gespürt habe und bedankte sich dafür: "Danke! Ich habe in diesen Tagen, die für mich nicht leicht waren, gleichsam körperlich die Kraft des Gebets gespürt und dass die Liebe der Kirche und Euer Gebet mich trägt. Betet weiter für mich, für die Kirche und für den neuen Papst. Der Herr wird uns weiter leiten!"
Nach dieser Aussage wurde Benedikt begeistert gefeiert, Gläubige zeigten große Spruchbänder unter anderem mit der Aufschrift "Grazie Santità" (Danke Eure Heiligkeit). Auch "Benedetto"-Chöre waren wieder hören.
Benedikt machte gesundheitlich einen stabilen Eindruck, seine Stimme war fest. Die vatikanische Audienzhalle betrat er zwar mit zehn Minuten Verspätung, ging aber ohne Stock und freute sich sichtlich über den Kontakt mit den Gläubigen. Das Medieninteresse war enorm, mehrere Fernsehsender übertrugen die komplette Audienz live.
Sein Vermächtnis: Gott an erster Stelle
Nach den persönlichen Worten zu seiner Entscheidung sprach der Papst dann ganz regulär über den Beginn der Fastenzeit. Auf Deutsch wich er aber vom Text ab und sagte: "Der Kern ist, Gott für die eigenen Interessen, für den eigenen Erfolg zu instrumentalisieren, letztlich sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen. Umkehr bedeutet hier, die rechte Ordnung anzuerkennen, Gott den richtigen, das heißt ersten Platz zu geben. Dann kehren wir uns zu Gott hin, zu unserem Schöpfer und der Quelle aller Liebe. Diese innere Bekehrung, in der wir wirklich Gott den Vorrang geben, verlangt unsere ganze Entschiedenheit, gerade in unserer Zeit, in der so vieles den Werten des Glaubens entgegensteht."
Die eigene Person zurücknehmen, Gott an die erste Stelle setzen - das ist das Vermächtnis des Papstes aus Deutschland, der sich gerührt über das Interesse der Besucher zeigte: "Danke für Ihre Aufmerksamkeit."
Die Generalaudienz von Benedikt XVI. war seine vorletzte. Am 27. Februar wird er sich dann auf dem Petersplatz von den katholischen Gläubigen als Papst verabschieden.
Heute Nachmittag trifft er zum letzten Mal mit dem Kardinalskollegium zusammen: bei der Aschermittwochs-Liturgiefeier, zu Beginn der Fastenzeit, die vom Aventin-Hügel in Rom in den Petersdom verlegt wurde, um dem Andrang der Gläubigen gerecht zu werden.