Besuch in der Türkei Lawrow droht mit Ende des Getreideabkommens
Russlands Außenminister Lawrow ist zu Gesprächen in der Türkei. Dabei drohte er mit einem Ende des Getreideabkommens. Für mögliche Friedensgespräche mit der Ukraine stellte er Bedingungen.
Russland hat mit einem Ende des internationalen Abkommens zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine gedroht. Außenminister Sergej Lawrow betonte bei einem Besuch in der Türkei: Ohne Erleichterungen für eigene Agrarexporte werde Russland die Vereinbarung nicht verlängern. "Wenn es weiterhin keine Bewegung beim Abbau der Barrieren für den Export russischen Düngers und Getreides gibt, denken wir darüber nach, ob wir das Abkommen brauchen", wurde Lawrow von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert.
Sollte der Westen nicht einlenken, könne Russland die Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen wieder aufnehmen. An die Adresse des Westens gerichtet fügte Lawrow hinzu: "Sollen sie doch weiter die entsprechenden Güter der Ukraine über den Landweg mit der Eisenbahn oder über Flüsse verfrachten." Russland werde dann mit der Türkei und Katar zusammenarbeiten, um seine Agrargüter auf dem Weltmarkt abzusetzen. Die Pläne dazu seien schon besprochen worden.
Abkommen läuft noch bis nächsten Monat
Das derzeitige Abkommen läuft ohne Verlängerung Mitte nächsten Monats aus. Russland hatte nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar vergangenen Jahres monatelang die ukrainischen Schwarzmeerhäfen blockiert und damit die Ausfuhr von Getreide verhindert. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Exporteure weltweit. Dadurch gab es insbesondere in ärmeren Ländern Ängste vor einer Hungerkrise.
Im Sommer wurde dann unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen ein Abkommen ausgehandelt. Seither gelangten nach türkischen Angaben mehr als 27 Millionen Tonnen ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt. Die ursprünglich für 120 Tage geschlossene Vereinbarung wurde zweimal verlängert, das letzte Mal allerdings nur noch für 60 Tage. Russland droht immer wieder damit, das Abkommen platzen zu lassen. Begründet wird das auch damit, dass eigene Exporte von Getreide und Dünger durch westliche Sanktionen behindert würden.
Treffen in Ankara: Der russische Außenminister Lawrow und sein türkischer Amtskollege Cavusoglu.
Türkei besorgt wegen möglicher Eskalation
Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu zeigte sich bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen mit Lawrow besorgt, dass sich der Krieg zwischen Russland und der Ukraine im Frühling verschärfen könnte. Die türkische Regierung werde sich weiter bemühen, den Krieg auf dem Verhandlungswege zu beenden, sagte Cavusoglu.
Auf Fragen von Journalisten zeigte sich Lawrow im Grundsatz offen für Gespräche über ein Ende des Krieges. Verhandlungen müssten aber auf der Berücksichtigung russischer Interessen basieren, sagte er.
Nach dem Gespräch mit Cavusoglu steht auch ein Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan auf Lawrows Programm.