Schottland-Referendum Aufatmen in Brüssel
Nach dem Scheitern des schottischen Referendums herrscht Erleichterung in der EU. Denn eine Abspaltung hätte vermutlich auch die Unabhängigkeitsbewegungen in Katalonien, Südtirol oder Korsika gestärkt.
Noch in der Nacht lag die schottische Nationalflagge auf einige Straßen Brüssels: Flämische Nationalisten hatten sie mit Kerzen dekoriert und fieberten gemeinsam mit Anhängern der schottischen Unabhängigkeitsbewegung dem Ergebnis des Referendums entgegen. Doch jetzt, da feststeht, dass Schottland Teil Großbritanniens bleibt geht ein Aufatmen durch Brüssels EU-Institutionen.
Katalanen, Südtiroler und Korsen
Denn ob die Katalanen in Spanien, die Südtiroler in Italien oder die Korsen in Frankreich: Ein unabhängiges Schottland hätte nach Brüsseler Einschätzung die Unabhängigkeitsbewegungen in zahlreichen europäischen Ländern enorm gestärkt und den nationalen Zusammenhalt gefährdet.
Zwar hatte sich die noch amtierenden EU-Rats- und Kommissionspräsidenten Herman van Rompuy und José Manuel Barroso mit Stellungnahmen zum Schottland-Referendum in den letzten Wochen betont zurückgehalten. Und deutsche EU-Parlamentarier lehnten Interviews mit schottischen Medien ab, um sich nicht in die inneren Angelegenheiten des Vereinigten Königreiches einzumischen.
Schotten könnten EU bei Referendum 2017 stärken
Doch sowohl die Nato wie auch die EU hatten der Regionalregierung in Edinburgh unmissverständlich klargemacht, dass es für ein unabhängiges Schottland keine automatische Mitgliedschaft und keine Vorzugsbehandlung bei möglichen Beitrittsgesprächen geben würde. Und dass ein neues EU-Mitglied namens Schottland sein Pfund aufgeben und den Euro einführen müsse.
Jetzt, da Schottlands Verbleib in der britischen Union feststeht, kann die Europäische Union dem britischen EU-Referendum 2017 etwas gelassener entgegensehen. Denn die europafreundlichen Schotten werden bei diesem Referendum nach der heutigen Entscheidung mit abstimmen können.