Silicon Valley Nach Metaverse kommt jetzt das Web3
Erst war viel vom Metaversum die Rede, im Silicon Valley ist das größere Thema aber das Web3: Es soll ein dezentrales Online-Ökosystem sein, das auf der Blockchain basiert - kontrolliert von Nutzerinnen und Nutzern.
Das Web3 will der radikale Gegenentwurf zum Internet sein, wie wir es heute kennen. Es soll ein Netz sein, das nach der Vorstellung vieler Silicon Valley Vordenker, den Userinnen und Usern gehört. Ein dezentralisiertes Web, das auf der sogenannten Blockchain basiert. Damit könnte es zu einem digitalen Verzeichnis werden: Jeder kann ein Stück davon in Besitz nehmen. Es soll weder Techkonzernen wie Google oder Facebook gehören noch Banken oder politischen Systemen. Es ist eine logische Fortentwicklung, sagt Alex Wilhelm vom Tech-Dienst "TechCrunch" im Twit-Podcast:
Das Web3 ist eine Umbenennung der Blockchain. Und die wiederum geht auf die Krypto-Währungen zurück. In den vergangenen Jahren hat sich die Bezeichnung immer weiter ausgedehnt. Erst haben wir von Bitcoin und LightCoin gesprochen, später ist daraus dann die Blockchain geworden.
Web3: Tokens und Krypto-Währungen
Noch immer klingen für die meisten Menschen diese Begriffe sehr utopisch. Doch das Web3 ist längst da. Auf Spiele-Plattformen kann man Tokens verdienen, in Diskussionsforen wie Reddit erhält man je nach Beteiligung ebenfalls Tokens und bekommt dadurch eine größere Aufmerksamkeit.
Am bekanntesten sind aber die Krypto-Währungen. Deren Ruf ist allerdings nicht besonders gut. Währungen wie der Bitcoin, Ether oder Cardano leiden dieser Tage unter großen Schwankungen, immer wieder ist es in den vergangenen Monaten auf kleineren Tauschplattformen zu Betrugsfällen gekommen.
Dennoch sind sich Experten einig: Das sind Anfangsschwierigkeiten. Der größte Vorteil dieser Technologie: Die Blockchain macht jede Transaktion transparent und damit nachvollziehbar. "Zum Web3 gehören auch NFTs oder Spiele, die man auf der Ethereum-Chain spielen kann. In den vergangenen Monaten hat sich hier etwas verändert. Wenn man cool klingen will, benutzt man jetzt den Begriff Web3", sagt Wilhelm.
Keine staatliche Kontrolle, keine Aufsicht
Das Web3 umweht derzeit eine Art libertärer Geist. Keine staatliche Kontrolle, keine Aufsicht - jeder kann mitmachen. Ob das wirklich so kommt, ist aber noch längst nicht entschieden. Für die Nutzerinnen und Nutzer hätte ein dezentrales Web einen großen Vorteil. Sie könnten ihre in der Blockchain liegenden Daten zu anderen Angeboten leichter mitnehmen. Der Kurznachrichtendienst Twitter möchte seine Infrastruktur deshalb dahingehend umbauen.
Derzeit fließen Milliardenbeträge in Blockchain-Technologien. Selbst Fußballvereine wie Real Madrid oder Paris Saint Germain geben Fan-Tokens heraus. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas hat kürzlich ein Stück virtuelles Land namens "adiVerse" in der Blockchain-basierten Welt "The Sandbox" gekauft. Das Ziel: virtuelle Güter wie Schuhe und Kleidung zu verkaufen.
Anfangen hat alles mit dem Web 1.0 in den 1990er-Jahren. Mit statischen Webseiten, die kaum eine Interaktion zugelassen haben. Das Web 2.0 beginnt in den 2000er-Jahren und markiert den Aufstieg nutzergenerierter Inhalte auf sozialen Plattformen wie YouTube, Facebook oder Twitter. Das Internet bedeutet nicht mehr nur Konsum, sondern auch Partizipation - also mitmachen.
Geld kommt von Risikokapitalgebern
Das große Geld für den Aufbau dieses Web3 kommt vor allem von Risikokapitalgebern. Die sitzen entlang der Sand Hill Road im Silicon Valley. Mit ihrem finanziellen Engagement konterkarieren sie allerdings den Geist des dezentralen Webs, sagen Kritiker, weil sie mit ihrem Einsatz eine Art zentrale Macht manifestieren.
Erst vor kurzem hat sich Facebook in Meta umbenannt, weil es in den kommenden Jahren verstärkt in ein metaverses Internet investieren will. Hier ist vor allem ein zukünftiges Internet in dreidimensionalen - in virtuellen - Räumen gemeint. Die spannende Frage wird sein, welcher Begriff letztlich zum Oberbegriff wird und wer sich unterordnet - Metaversum oder Web3.
Das Web3 - wohlgemerkt ohne "Punkt Null" gesprochen - will das Netz demokratisieren. Es könnte, sollte es sich durchsetzen, durchaus eine Bedrohung für das Geschäftsmodell der großen Tech-Konzerne darstellen.
Jeder Nutzer kontrolliert seine Daten selbst
Nutzerinnen und Nutzer können hier nicht nur mit digitalen Währungen handeln und Waren kaufen. Jeder kann seine Daten, weil sie in der Blockchain - einem von vielen Computern gehostetem digitalen Verzeichnis - registriert sind, zu anderen Angeboten mitnehmen. Dadurch könnte es keine Datensilos mehr geben, wie sie Google oder Facebook derzeit unterhalten. Ein Beispiel für Tokens sind NFTs - Eigentumszertifikate. Virtuelle Kunstgegenstände haben hier in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt, aber eine viel praktischere Anwendung wäre eine digitale Krankenakte. Und jede Nutzerin, jeder Nutzer kontrolliert seine Daten selbst.