Silvesterfeiern Die Welt begrüßt das neue Jahr
Mit fröhlichen Partys und viel Feuerwerk haben Menschen weltweit das neue Jahr begrüßt. Die Rückkehr der Böller führte allerdings auch wieder zu mehr Zwischenfällen.
In Deutschland haben die Menschen erstmals seit 2019 wieder weitgehend ohne pandemiebedingte Einschränkungen Silvester gefeiert. Polizei und Rettungsdienste zogen dabei in der Nacht zu Sonntag eine gemischte vorläufige Bilanz. Bundesweit mussten sie zu einer Vielzahl von Einsätzen ausrücken. Auch aufgrund des Wegfalls der Corona-Beschränkungen hatten sie wieder deutlich mehr zu tun.
Tödliche Unfälle und Brände
In Leipzig verletzte sich ein 17-Jähriger beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer, dass er im Krankenhaus starb, wie die Polizei mitteilte. In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann beim Böllern auf der Straße von einem Auto erfasst und getötet. Der Fahrer beging Fahrerflucht, wurde aber später von der Polizei gefasst. Die Beamten stellten 1,86 Promille Alkoholgehalt fest.
In vielen Bundesländern wurden Menschen durch "unsachgemäßen Gebrauch von Pyrotechnik" verletzt - einige von ihnen schwer.
Berlin: Einsatzkräfte mit Pyrotechnik angegriffen
Die traditionelle Party am Brandenburger Tor fiel kleiner aus als früher - mit einem Publikum von ein paar Tausend Menschen. Um Mitternacht gab es kein Höhenfeuerwerk, sondern eine Lichtshow. Kurz zuvor spielten die Scorpions eine neue Fassung ihrer Hymne "Wind of Change". Wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine hatten sie den Text im Frühjahr verändert.
Übertönt wurde die Musik schon lange vor Mitternacht von zahllosen Böllern und Raketen, die auf der Straße des 17. Juni hinter dem Brandenburger Tor abgefeuert wurden. Tausende Menschen außerhalb des offiziellen Partybereichs hatten Feuerwerkskörper mitgebracht und gezündet. Dabei sei es immer wieder zu Zwischenfällen und Konflikten auch mit Einsatzkräften gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte habe im Vergleich zur Zeit vor Pandemie-Beginn deutlich zugenommen. In 38 Fällen seien Einsatzkräfte angegriffen und 15 von ihnen verletzt worden.
Als Konsequenz forderte die Gewerkschaft der Polizei Berlin ein weitgehendes Böllerverbot. "Wir haben deutschlandweit gesehen, dass Pyrotechnik ganz gezielt als Waffe gegen Menschen eingesetzt wird", kritisierte GdP-Landeschef Stephan Weh. Das müsse ein Ende haben.
Rund 700 Einsätze mehr als vor einem Jahr
Die Berliner Feuerwehr wurde 1717 Mal gerufen - unter anderem zu 749 Bränden und zu 825 anderen Einsätzen - so die vorläufige Bilanz. Zum Vergleich: In der Silvesternacht vor einem Jahr, für die offiziell kein Feuerwerk verkauft werden durfte, waren es in der gleichen Zeit insgesamt 1026 Einsätze.
Landesbranddirektor Karsten Homrighausen verurteilte Angriffe auf Rettungskräfte auf das Schärfste. "Selbst erfahrene Einsatzkräfte waren über die Aggressivität und Gewaltbereitschaft durch zum Teil vermummte Gruppen geschockt", twitterte die Feuerwehr. "Allen 15 verletzten Einsatzkräften Gute Besserung."
"Mit bisherigem Verlauf sehr zufrieden"
Aus den übrigen Bundesländern wurden vor allem Brände gemeldet. Im nordrhein-westfälischen Balve kam eine Frau bei einem Wohnungsbrand ums Leben. Die Brandursache ist noch unklar.
In Frankfurt am Main begrüßten Hunderte Menschen das neue Jahr am Mainufer. Um 23 Uhr sperrte die Polizei die Fußgängerbrücke "Eiserner Steg", auf der viele Feiernde traditionell das Silvesterfeuerwerk vor der Frankfurter Skyline beobachteten. "Es wäre einfach zu gefährlich, noch mehr Menschen auf die Brücke zu lassen", sagte ein Polizeisprecher.
Gute Nachricht aus Niederbayern
Im bayerischen Degendorf bemerkten Beamte kurz vor Mitternacht ein Auto, das mit Warnblinklicht durch die Fußgängerzone fuhr. Die Polizisten stoppten das Auto. Drin saßen ein Mann und seine hochschwangere Frau, die in den Wehen lag. Die Beamten eskortierten den Pkw mit Blaulicht und Martinshorn bis ins Krankenhaus. Noch in der Nacht habe sich der Vater bei der Polizei gemeldet und bedankt: Mutter und Kind seien wohlauf.
Partys in Paris, London und New York
Auf dem New Yorker Times Square ist das neue Jahr erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder vor gewohnt großer Kulisse begrüßt worden. Auf dem berühmten Platz in Manhattan feierten Zehntausende Menschen bei milden Temperaturen mit dem traditionellen Konfettiregen. Um Mitternacht glitt wie üblich eine leuchtende Kristallkugel an einem Fahnenmast herunter - der sogenannte Ball Drop.
Auch in den europäischen Hauptstädten war viel los: Ein großes Feuerwehr auf den Champs-Élysées. Laut Polizei waren etwa eine Million Menschen dort. In London sahen mehr als 100.000 Menschen das gigantische Feuerwerk am Riesenrad London Eye, nachdem Big Ben um Mitternacht das neue Jahr eingeläutet hatte. In Gedenken an die im September gestorbene Queen wurde das Profil von Elizabeth II. mit Drohnen am Nachthimmel über der britischen Hauptstadt abgebildet.
Das in zahlreichen niederländischen Großstädten zum Jahreswechsel verhängte Böllerverbot wurde von der Bevölkerung größtenteils ignoriert. In Städten wie Amsterdam, Rotterdam, Nijmegen und Haarlem wurden in großem Umfang Feuerwerk gezündet, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Wegen stürmischen Wetters mussten allerdings in vielen Städten geplante Feuerwerkshows abgesagt werden. Beim traditionsreichen Karbidschießen kam ein 23 Jahre alter Mann ums Leben. Der junge Mann sei nach dem Unfall bei Eindhoven in eine Klinik geflogen worden, wo er an seinen schweren Verletzungen starb, berichtete ANP.
160 Festnahmen im Großraum Brüssel
In Belgien nahm die Polizei allein in der Hauptstadtregion Brüssel in der Silvesternacht etwa 160 Personen fest. Hintergrund des Einschreitens Polizei waren den Angaben zufolge unter anderem Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf Rettungs- und Sicherheitskräfte. Nach Angaben der Feuerwehr in Brüssel wurden an verschiedenen Orten der Stadt auch mutwillig Autos, Elektroroller und Müllcontainer in Brand gesteckt.