Spanien öffnet Grenzen ab Juli Strenge Regeln am Strand
Noch sind viele spanische Strände leer, das soll sich nach dem Willen der Regierung ab Juli ändern. Eine gute Nachricht für Hoteliers und Gastronomen, doch einige warnen vor zu viel Euphorie.
Es ist die Nachricht, auf die die Tourismusbranche in Spanien seit Wochen gewartet hatte: Internationale Urlauber sollen ab Juli wieder ins Land, so Ministerpräsident Pedro Sánchez am Samstag.
Die Tourismusbetriebe sollten sich von jetzt an darauf vorbereiten: "Ausländische Touristen können ab sofort ihren Urlaub in unserem Land planen. Spanien braucht den Tourismus." Und der Tourismus brauche Sicherheit. "Daher garantieren wir, dass Urlauber bei uns keinen Risiken ausgesetzt sind, und dass sie kein Risiko in unser Land bringen."
Was das genau bedeutet, sagte Sánchez nicht. Die Regionalregierungen der Kanaren und der Balearen hatten bereits die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass alle Urlauber in ihren Heimatländern auf das Coronavirus getestet werden müssten und nur einreisen dürfen, wenn der Test negativ ausfällt.
Zu unkonkret, zu spät
José Luis Méndez sind die Ankündigungen des Ministerpräsidenten nicht konkret genug. Der Präsident des spanischen Reisebüro-Verbandes vermisst einen detaillierten Plan der Regierung, wie der Tourismus wieder starten soll. Er sagte dem Fernsehsender TVE: "Auch andere Urlaubsländer öffnen wieder ihre Grenzen. Doch dass die spanischen Grenzen aufgemacht werden, garantiert nicht, dass die Touristen auch kommen." Das System müsse daher zusammenspielen: Hotels, Fluggesellschaften, Reisebüros.
Die Chefs einiger Regionalregierungen sollen bei einer Videokonferenz ebenfalls eher verstimmt auf die Rede des Ministerpräsidenten reagiert haben. Die konservative Zeitung "El Mundo" schreibt heute: Die Worte von Sánchez kämen schlicht zu spät. Andere Länder hätten schon seit Wochen über Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Touristen nachgedacht. Die Regierung in Madrid habe währenddessen Abschreckungsmaßnahmen beschlossen, nämlich eine Quarantäne für Reisende aus dem Ausland.
Diese Regel gilt seit anderthalb Wochen für diejenigen, die überhaupt ins Land hineinkommen: Dafür ist aktuell ein Erstwohnsitz in Spanien nötig oder dringende andere Gründe wie eine Geschäftsreise.
Die sozialistische Regierung betont, dass sie die Tourismusbranche schon mit zusätzlich knapp sechseinhalb Milliarden Euro gefördert habe. Einige Hoteliers verlangen weitere Anschubhilfen und bringen neue Werbekampagnen für das Urlaubsland Spaniens ins Gespräch. Toni Mayor, Präsident des Hotelierverbandes Benidorm in der beliebten Ferienregion Costa Blanca, sagt: "Von Juli bis November könnten wir immerhin mit einer halben Saison planen. Ganz klar ist aber: Die Hotels werden keinesfalls so gut gefüllt sein wie in den vergangenen Jahren."
Kein Urlaub wie üblich
Für Touristen könnte eine geringere Nachfrage bedeuten, dass die Preise vergleichsweise niedrig sein werden. Sie dürfen allerdings auch keinen Urlaub wie üblich erwarten. Die spanische Regierung hat schon klargestellt, dass etwa an den Stränden strenge Regeln gelten werden: Urlauber sollen ihr Plätzchen im Sand zugeteilt bekommen, zwischen den Liegestühlen müssen Sicherheitsabstände eingeteilt werden, möglich sind auch zeitliche Limits für Strandbesuche von drei oder vier Stunden. Über die konkreten Maßnahmen entscheiden die Gemeinden, die für den jeweiligen Strand zuständig sind.
Auf Mallorca öffnen die Strände schon heute wieder, allerdings nur für Einheimische. Der Reiseanbieter TUI hat angekündigt, als einer der ersten wieder Urlauber nach Mallorca zu bringen, nämlich bereits ab Ende Juni. Lufthansa und ihre Tochter-Airline Eurowings verbinden die Insel schon vor dem Neustart des Tourismus verstärkt mit vielen deutschen Flughäfen - und zwar ab der kommenden Woche.