Wegen türkischer Offensive Syrien schickt Truppen in den Norden
Das syrische Militär schickt offenbar Truppen in den Norden des Landes, um sich dort der türkischen Offensive entgegenzustellen. Zuvor hatten die USA angekündigt, verbliebene Soldaten aus dem Gebiet abziehen zu wollen.
Die syrische Armee will offenbar Soldaten in den Norden des Landes verlegen. Das Militär werde der "türkischen Aggression auf syrischem Boden entgegentreten", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana, ohne Details zu nennen.
Die Kurdenverwaltung in Nordsyrien teilte auf Facebook mit, dass es eine Einigung mit der Regierung in Damaskus über eine Stationierung von Truppen gebe, um die türkische Offensive zurückzuschlagen. Die Armee solle die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) unterstützen, hieß es von Seiten der Kurden. Weitere Angaben, etwa ob die Kurden Kompromisse bei ihrer Selbstverwaltung im Norden machen würden, gab es nicht.
Die Nachrichtenagentur AP meldete unter Berufung auf Vertreter der Kurden, dass die Einigung mithilfe russischer Vermittlung erzielt worden sei. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gelte sie für die Städte Kobane und Manbidsch.
USA kündigen weiteren Abzug von Truppen an
Die Vereinigten Staaten hatten zuvor angekündigt, einen Großteil der im Gebiet verbliebenen Truppen abziehen zu wollen. Es sei unvertretbar, die etwa 1000 Soldaten dort zu lassen, kündigte US-Verteidigungsminister Mark Esper an. Die Entscheidung sei von US-Präsident Donald Trump nach Gesprächen mit seinem Sicherheitskabinett getroffen worden. Die US-Truppen seien in einer "unhaltbaren Situation" und zwischen vorrückenden kurdischen und türkischen Einheiten "gefangen".
"In den letzten 24 Stunden haben wir erfahren, dass die Türkei ihre Offensive weiter südlich und weiter westlich fortsetzen wird als ursprünglich geplant", sagte Esper dem Sender CBS. Die USA hätten nicht genug Soldaten, um den türkischen Vormarsch zu stoppen. Sie müssten daher aus der Schusslinie genommen werden.
Türkei setzt Offensive fort
Die Türkei setzte am Sonntag ihre Offensive in Nordsyrien fort. Im Fokus der Kämpfe standen die Grenzstädte Ras al-Ain und Tall Abjad. Die türkische staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete die vollständige Einnahme des Zentrums der Stadt Tall Abjad.
Bei einem türkischen Luftangriff in Ras al-Ain wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zehn Menschen getötet. Sie seien Teil eines Konvois von Zivilisten und ausländischen Journalisten gewesen. Damit sei die Zahl der zivilen Opfer der türkischen Offensive am Sonntag auf mindestens 26 gestiegen.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Sie bezeichnet sich als unabhängig. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
IS-Angehörige ausgebrochen
Wie die kurdische Autonomiebehörde und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilten, brachen infolge der Kämpfe Hunderte Angehörige der IS-Miliz aus einem Lager aus. Sie seien nach einem Beschuss durch Milizen, die mit der türkischen Armee verbündet sind, aus dem Lager Ain Issa ausgebrochen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von "Desinformation".