Mexikanische Grenzstadt Tijuana erklärt "humanitären Notstand"
Tausende Migranten aus Mittelamerika sind in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana gestrandet. Deren Bürgermeister bat jetzt die Vereinten Nationen um Hilfe, denn die Versorgungslage wird immer kritischer.
Der Bürgermeister der mexikanischen Grenzstadt Tijuana hat wegen Tausender Migranten aus Mittelamerika einen "humanitären Notstand" ausgerufen. Er habe die Vereinten Nationen um Hilfe bei der Betreuung der Menschen gebeten, die in die USA wollten und nun in Tijuana gestrandet seien, sagte Juan Manuel Gastélum. Gelder aus der Stadtkasse werde er dafür nicht ausgeben.
Tijuanas Bürgermeister Gastélum warf der mexikanischen Regierung vor, die Grenzstadt nicht genügend zu unterstützen.
Vorwürfe gegen die mexikanische Regierung
Gastélum warf Mexikos Bundesregierung vor, seine Stadt bei der Bewältigung des Migrantenandrangs im Stich zu lassen. Zwar habe sie versprochen, rund 20 Tonnen Material nach Tijuana zu schicken. Doch seien drei Viertel der Ressourcen für Grenzsicherung bestimmt, klagte der Bürgermeister, und nur fünf Tonnen für die Versorgung der Migranten.
Außerdem hielt Gastélum der Regierung vor, eine von US-Präsident Donald Trump angedrohte Grenzschließung nicht ernst genug zu nehmen. Dieser hatte diesen Schritt am Donnerstag angekündigt, falls seine Regierung den Eindruck habe, der südliche Nachbar habe die Lage nicht unter Kontrolle. "Das ist ernst gemeint", warnte Gastélum.
Es wird geschätzt, dass insgesamt rund 10.000 Menschen nach Tijuana wollen.
Freiwillige Hilfe, aber auch Proteste
Schätzungen zufolge halten sich inzwischen 5000 Migranten in Tijuana auf. Die meisten kommen aus Honduras, von wo sie vor mehr als einem Monat aufgebrochen waren. Sie berichten von Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat. In vielen mexikanischen Gemeinden entlang ihrer Route stießen die Migranten auf Wohlwollen, selbst arme Ortschaften versorgten sie mit Lebensmitteln und Schlafplätzen. Dort blieben die Migranten aber in der Regel nicht lange.
Im südlich von Kalifornien gelegenen Tijuana müssen sie damit rechnen, monatelang ausharren zu müssen, ehe sie eine vage Aussicht auf einen Asylantrag in den USA haben. Bei einigen Bewohnern der mexikanischen Grenzstadt liegen daher die Nerven blank, zuletzt kam es zu Protesten gegen Migranten. Neben Stadtbeamten finden sich in Tijuana allerdings auch Freiwillige, die Neuankömmlingen helfen.
Viele der Migranten sind in einem Sportstadion untergebracht. Die Stadt stelle dort mobile Toiletten und Duschen sowie Pflegemittel bereit, sagte der Leiter der Sozialdienste, Manuel Figueroa. Doch sei dies nicht genug, weswegen die Stadt mangels Hilfe vom Bund nun internationale Institutionen wie die UN um Hilfe bitten müsse.
Helfer werfen der Regierung vor, das Problem ignoriert und die "Karawane" nicht gestoppt zu haben. Nun müsse Tijuana mit seinen 1,6 Millionen Einwohnern die Folgen tragen.