Vermarktung des Polizeifotos Wieder geht Trump als Gewinner vom Platz
Das Polizeifoto aus dem Fulton-County-Gefängnis hat Trump nicht geschadet. Im Gegenteil: Seit Donnerstag hat er 7,1 Millionen US-Dollar für seine Kampagne zum Wiedereinzug ins Weiße Haus eingenommen.
Bohrender Blick in die Kamera, betont grimmiger Gesichtsausdruck - dazu gekleidet in den Farben der amerikanischen Flagge: blauer Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte. Es wirkt so, als hätte Ex-Präsident Donald Trump auf diesen Moment gewartet. Der sogenannte Mug Shot, das Polizeifoto, das von ihm im Fulton-County-Gefängnis in Atlanta gemacht wurde, hat es auf die Titelseiten der Gazetten auf der ganzen Welt geschafft. Das Bild eines Kriminellen, eines US-Präsidenten, der wegen versuchter Wahlmanipulation angeklagt wird. Dieses Bild wird in die Geschichtsbücher eingehen.
Aber Trump wäre nicht Trump, wenn er diesen historischen Moment nicht für sich ausschlachten würde. Er legt den Turbogang ein und geht in die Total-Offensive. Damit das Foto wirklich von allen gesehen wird, ist der 77-Jährige dafür zum Twitternachfolger X zurückgekehrt. Der Kurznachrichtendienst war früher sein ultimatives Sprachrohr, bis Twitter Trumps Konto im Januar 2021 - kurz nach dem Sturm aufs Kapitol - blockiert hatte.
Geld für die Wahlkampagne
Auch seiner Wahlkampagne wird der Mug Shot dienlich sein. Sein Team ist bereits dabei, das Foto für Merchandising Artikel auszuschlachten und lässt T-Shirts, Kaffeebecher und Bierkühler drucken.
Trumps Fundraising-Kampagne läuft ebenfalls auf Hochtouren. Nach Angaben seines Teams hat er seit Donnerstag rund 7,1 Millionen US-Dollar eingenommen, umgerechnet rund 6,6 Millionen Euro. Allein am Freitag seien 4,18 Millionen US-Dollar geflossen - der bisher einträglichste Tag der Kampagne für seinen angestrebten Wiedereinzug ins Weiße Haus 2024, ergänzte sein Sprecher Steven Cheung.
Unter allem steht seine Botschaft: "Never surrender" - niemals aufgeben. Diese Botschaft hat nun auch ein Bild und wird die Überschrift seiner Wahlstrategie sein.
Die Strategie funktioniert
Trump bleibt seinem ewigen Narrativ treu. Seinen fortwährenden Behauptungen, dass er politisch verfolgt wird, dass er ein unschuldiges Opfer ist und dass seine politischen Gegner nur verhindern wollen, dass er nochmal als US-Präsident ins Weiße Haus einzieht.
Die Strategie funktioniert. Trumps Anhänger glauben ihm seine Mär von der gestohlenen Wahl - und nicht nur das. Sie wollen, dass er 2024 zum Präsidenten gewählt wird, damit er sich rehabilitieren kann. Nicht nur seine Hardcore-Basis will das. Nach neuen Umfragen will eine große Mehrheit - rund 62 Prozent - der republikanischen Wähler Trump als ihren Präsidentschaftskandidaten.
Selbst seine Partei-Rivalen halten zu ihm. Bei einer Fernsehdebatte vor zwei Tagen haben sechs von acht Präsidentschaftsbewerbern die Hand gehoben, als gefragt wurde, wer von ihnen Trump weiterhin unterstützt, falls er rechtskräftig verurteilt würde. Ein Zeichen der totalen Unterwerfung.
Fakt ist: In den vergangenen Monaten hat Trump nach jedem Gerichtstermin noch an Popularität gewonnen. Das wird auch diesmal so sein. Und der Mug Shot wird das seinige dazu beitragen.