Drohende Zölle auf Autos Trump setzt auf Alles oder Nichts
Selbst in den USA regt sich Widerstand gegen die von Trump angedrohten Zölle auf Autoimporte. Doch der US-Präsident bietet nur zwei Möglichkeiten: kompletten Freihandel oder kompletten Handelskrieg.
Mit bis zu 20 Tweets am Tag teilt US-Präsident Donald Trump für gewöhnlich gegen seine Widersacher aus. Jetzt war wieder eine Kurznachricht für die EU dabei. Wenn die EU nicht bald ihre Handelsbarrieren gegen die USA niederreiße, so Trump, dann werde er einen Zoll von 20 Prozent auf die Einfuhr europäischer Autos legen.
Diese Drohung war eine Reaktion auf die am Freitag von der EU eingeführten Zölle gegen eine Reihe von Waren aus Amerika. Trump hatte die Kurznachricht lange vorbereiten können, denn die EU hatte ihre Zölle längst angekündigt - als Gegenschlag auf Trumps Extra-Zölle, die er bereits auf Stahl und Aluminium aus Europa erhebt: Wir sind im Handelskrieg.
Widerstand gegen Autozölle auch in den USA
Auf einer Wahlkampfveranstaltung Mitte der Woche hatte der US-Präsident schon deutlich gemacht, dass er bereit sei, noch weiter zu eskalieren. Die EU habe Barrieren errichtet, sodass die USA ihre Fords nicht verkaufen könnten, so Trump, aber sie verkauften ihre Mercedesse und BMWs in den USA millionenfach. Aber diese Zeiten seien vorbei, drohte er. Die Aktienwerte von europäischen Autobauern wie BMW und Volkswagen sanken in der Folge ab.
Aber es regt sich auch Widerstand gegen eine Verteuerung von Autos auf dem US-Markt, auch in Teilen der amerikanischen Autoindustrie. Er kommt hinzu zum Unmut von US-Betrieben, deren Produkte nun auf der anderen Seite des Atlantiks in der EU verteuert werden. Die EU zielt dabei auf T-Shirts, Jeans, Boote und Whiskey - der wird in den USA vor allem in Kentucky produziert. Das ist nicht zufällig der Wahlkreis des Chef-Republikaners im Senat, Mitch McConnell.
Harley Davidson doppelt von Zöllen betroffen
Auch in einer Destillerie in Virginia wächst der Druck. Auf den starken Preisanstieg seiner Flaschen könne er kaum reagieren, sagt Scott Harris von der Catoctin Creek Distillery. Denn im Whiskey-Geschäft bereite man die Flaschen für die Märkte von heute Jahre vorher vor. Der Motorradbauer Harley Davidson beklagt, dass er sogar zweifach von den Zöllen getroffen sei: einmal durch US-Zölle auf Stahl für seine Produktion und nochmal durch EU-Zölle für den Export nach Europa.
Trumps Zölle auf Autos allerdings würden noch deutlich heftiger einschlagen. Größere Summen stehen dann auf dem Spiel. Der Präsident kann allerdings nicht ohne Weiteres Zölle erheben. Deshalb hat er das US-Handelsministerium beauftragt zu prüfen, ob die Autoindustrie nicht relevant für die Nationale Sicherheit sei. Bekommt er grünes Licht, kann er Zölle verhängen.
Kompletter Freihandel oder kompletter Handelskrieg
Der Wirtschaftsexperte Jacob Kirkegaard vom unabhängigen Peterson Institute for International Economics meint aber, das Ergebnis dieser Prüfung stehe schon vorher fest. Das Trump-treue Ministerium werde die Anfrage in einer weiteren "Müllanalyse" bestätigen. Aber auch diese Analyse braucht Zeit. Im Herbst sei dann mit Zöllen auf europäische Autos zu rechnen.
Das Ziel der Eskalation ist für Trump aber sicher, schon vorher bessere Handelsbedingungen zu erwirken. Im Hintergrund laufen bereits Gespräche mit Deutschland über einen kompletten Wegfall von Zöllen. Damit spiegelt sich auch hier Trumps freundlich-drohendes Angebot vom G7 wider: Er bietet entweder kompletten Freihandel oder kompletten Handelskrieg.