Handelsstreit mit den USA Die EU-Vergeltungszölle sind da
Im Handelsstreit mit den USA hat die EU zum Gegenschlag ausgeholt: In der vergangenen Nacht traten Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter in Kraft.
Im Handelsstreit mit den USA sind die Vergeltungszölle der Europäischen Union in Kraft getreten. Sie gelten seit Mitternacht für traditionelle US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Betroffen sind Erzeugnisse im Wert von 2,8 Milliarden Euro.
Damit reagiert die EU auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium aus Europa. Sie werden seit dem 1. Juni erhoben. Die EU hält sie für einen Verstoß gegen internationalen Handelsregeln - und hat ihre Gegenzölle deshalb vorsorglich bereits vor Wochen bei der Welthandelsorganisation angemeldet.
Auf typische US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter erhebt die EU jetzt Zölle.
"US-Regierung unter Druck setzen"
Der Handelsausschuss im EU-Parlament lobte die Gegenzölle auf US-Produkte. "Wer über Jahrzehnte gewachsene Partnerschaften mit Füßen tritt, darf nicht mit unserem Verständnis rechnen", sagte der Ausschussvorsitzende und SPD-Politiker Bernd Lange.
"Die Zölle auf weltbekannte Marken haben das Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen und die US-Regierung unter Druck zu setzen", sagte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Sie hatte bereits am Mittwoch betont, der EU bleibe nach der einseitigen Entscheidung der USA keine andere Wahl: "Wir wollten nicht in diese Lage kommen." Wenn die USA ihre Zölle zurücknehmen, fielen auch die EU-Maßnahmen weg.
Höhere Preise für Verbraucher?
Die Gegenzölle der EU könnten dazu führen, dass die Preise in den Geschäften steigen. Davon geht die Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels (AVE) aus. "Im Lebensmittelbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein, weil hier die Margen besonders gering sind", sagte AVE-Präsident Matthias Händle. Der Handel werde, wo es möglich sei, auf Lieferanten aus anderen Ländern ausweichen.
Von den großen deutschen Supermarktketten und Discountern gibt es noch keine Prognosen über die Preisentwicklung. "Ob, wann und in welchem Umfang sich die Strafzölle auf ausgewählte US-Produkte preislich auswirken werden, kann derzeit noch nicht vorhergesagt werden", hieß es bei Rewe. Edeka und Aldi Süd wollten sich nicht äußern.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sorgt sich um die Konjunktur. "Der deutsche Aufschwung steht aktuell auf dem Prüfstand", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". In der Außenwirtschaft würden sich die Sorgenfalten über den Welthandel immer tiefer ins Gesicht graben.
Weitere Eskalation befürchtet
Für den Fall europäischer Gegenzölle hatte Trump bereits mit weiteren Strafzöllen auch auf europäische Autos und Autoteile gedroht. Das träfe vor allem die deutschen Hersteller. Auch die Europäer erwägen weitere Maßnahmen, falls die USA nicht einlenken: Ein zweites Paket von Zöllen auf US-Waren ist bereits in Arbeit.
Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass der Handelskonflikt der USA mit China eskaliert. Vergangene Woche hatte Trump Zölle von 25 Prozent auf 1100 chinesische Produkte verhängt - im Wert von zusammen 50 Milliarden Dollar. Als China eine entsprechende Reaktion ankündigte, drohte Trump mit weiteren Zöllen auf Waren im Wert von bis zu 400 Milliarden Dollar.
Indien zieht nach
Auch Indien will höhere Zölle auf Produkte aus den USA erheben. Nach Angaben des indischen Finanzministeriums fallen viele landwirtschaftliche Erzeugnisse darunter, beispielsweise Kichererbsen und Walnüsse. Auch bestimmte Eisen- und Stahlprodukte sind betroffen. Die meisten neuen Zölle sollen am 4. August in Kraft treten.
Laut Medienberichten haben die Zusatzzölle einen Gesamtwert von umgerechnet rund 207 Millionen Euro jährlich. Sie sollen die von Trump erhobenen Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumerzeugnisse in derselben Höhe ausgleichen.